Ein dunkles Märchen
Gutenstein: Raimund, „ Verschwender“
Was vor 25 Jahren auf der charmanten PawlatschenBühne begann, ist aus dem sommerlichen Theaterleben kaum wegzudenken: die Raimundspiele in Gutenstein. Dort, wo der Dichter einst von der Landschaft schwärmte, schwärmen heute Theaterbesucher aus. Und erleben heuer einen überzeugenden „ Verschwender“.
Gutenstein lebt – auch – von der besonderen Stimmung. Würzige Luft, Promis, Dirndln, Turnschuhe, Kernöl- Eis und viel Landschaft: Das sorgt für Atmosphäre. Andrea Eckert leitet die Raimund- Spiele im 3. Jahr und schickt ein junges Team an den Start. Veronika Glatzner, Schauspielerin & Regisseurin, entwarf die Inszenierung, die SturmingerGeschwister Paul und Marie Bühnenbild und Kostüm.
Dass Raimund- Werke besonders herausfordernd sind, weiß man. Wie bändigt man diese Zaubermärchen? Was Glatzner anbietet, ist kein zartes Feenspiel, kein biedermeierliches Moraltheater. Es ist eine stilisierte, ins Grelle gezogene Welt, in der Flottwell und die Seinen leben. Glücklich wird dort keiner, auch wenn der Tischler Valentin das kleine Lebensglück besingt. Und das Lob der Zufriedenheit am Ende, das klingt einem gar nicht geheuer. Aber: Glatzners „ Verschwender“- Welt fesselt, ist handwerklich gut gemacht.
Vor allem im ersten Teil erlebt man Dichte, gekonnte Figurenzeichnung: So kann man Raimund heute machen! Martin Bermoser als Flottwell ist eine Mischung aus Hamlet und Robinson Crusoe, vor allem einer, der nicht so ganz sympathisch wirkt. Ist seine Güte echt? Elisa Seydel ist sein sympathisches Roserl.
Auch die Feen ( Grischka Voss, Andrea Eckert) sind nicht aus reinem Sonnenlicht, Holger Schobers Valentin ist naturburschig auf heutige Art. Alles in allem: ein dunkles Märchen!