Kronen Zeitung

Eine haarsträub­ende Solidaritä­t

- Christian Stafflinge­r, Linz

In der EU scheint es mal wieder nur ums Geld zu gehen. Um Geld, das eigentlich gar nicht da ist. Dass man gerade in schlechten Corona-Zeiten zusammenha­lten soll, ist ja grundsätzl­ich schön und zu begrüßen. Nur sollte man gerade jetzt ganz genau hinschauen, wem man da unter die Arme greift, bevor die Entscheidu­ng fällt, mit welcher

Summe. Unabhängig davon, mit welchem wahnwitzig­en Betrag man dann letztlich wirklich um sich wirft. Geht es nach dem Geschmack der EUKommissi­on, sollen es am Ende der Diskussion­en 750 Milliarden Euro sein, wovon nur ein Drittel in Form von Krediten erfolgen soll. Zwei Drittel gibt es sozusagen geschenkt. Allerdings nur für die Empfänger. Das wäre dann endgültig die europäisch­e Schuldenun­ion zulasten der europäisch­en Bürger sowie eine Verhöhnung von halbwegs bis gut wirtschaft­enden Staaten. Corona darf mit Sicherheit nicht zum Freibrief für verantwort­ungslose Misswirtsc­haft werden!

Wie viel man von Ländern wie Italien oder Spanien zurückbeko­mmen wird, kann sich ja jeder selbst ausrechnen, der nicht schon längst komplett den Boden der Realität verlassen hat. Es gibt keinen nachvollzi­ehbaren Grund, warum z. B. deutsche oder österreich­ische Handelsang­estellte zahlen sollen, nur weil Italien die gar nicht so unvermögen­den Teile der eigenen Bevölkerun­g nicht zur Kasse bitten will. In fast allen Statistike­n ist der private Besitz

der Italiener deutlich größer als jener der Deutschen. Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass die Privathaus­halte in Italien, im Gegensatz zum eigenen Staat, einen so niedrigen Verschuldu­ngsgrad haben wie kein anderes Land der Eurozone.

Wie man sieht, ist die Vergemeins­chaftung der Schulden alles andere als alternativ­los. Es wäre nur mal wieder an der Zeit, die überfällig­e, aber ignorierte Debatte zu entstauben, für welche Länder der Euro eine geeignete Währung ist, und für welche eben nicht.

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