„Es fehlt an Bewusstsein und Willen“
Zum vierten Mal keine Frau weit und breit im ORF-„Sommerkabarett“: Das sorgt für Unmut und Wirbel in der Szene. Wir fragten nach!
Österreich hat keine lustigen Frauen. Zumindest nicht lustig genug, um sie beim ORF-Sommerkabarett auftreten zu lassen. Denn diesen Anschein erwecken die Programmmacher mit dem diesjährigen LineUp. Dort treten zwar Publikumslieblinge wie Andreas Vitásek, Viktor Gernot, Gery Seidl und Thomas Stipsits auf, aber weibliche Kolleginnen sucht man vergeblich.
Leider ist das keine Ausnahme. In den letzten vier Jahren wurde keine einzige Kabarettistin zum ORFSommerkabarett eingeladen. Dieser Umstand bleibt selbstverständlich nicht unbemerkt: Schauspielerin und Kabarettistin Anita Zieher machte ihrer Wut auf Facebook Luft: „Offenbar ist der ORF seit Jahrzehnten von jedweder Information abgeschottet und weiß deshalb gar nicht, dass es auch Frauen gibt, die Kabarett machen.“
Genauso unverständlich ist die Situation übrigens auch für Simpl-Chef Michael Niavarani, „Kernöl-Amazone“Caroline Athanasiadis und Kabarettistin Angelika Niedetzky. Dass keine Frau zum ORF-Sommerkabarett eingeladen wurde, findet Niavarani ganz einfach „dumm“. Niedetzky: „Es ist bemerkenswert, dass man darüber immer noch reden muss. Vielleicht entscheiden ausschließlich Männer über das Programm. Bei etwa 60 Kabarettistinnen in Österreich ist das einfach nur traurig.“
Doch woran liegt es? Michael Niavarani: „Wahrscheinlich an der Ignoranz des ORF.“Caroline Athanasiadis: „An denen, die dafür zuständig sind. Die arbeiten leider nicht mehr zeitgemäß.“
Anita Zieher: „Es fehlt an Bewusstsein und Willen. Es ist bequemer, alte Sehergewohnheiten zu bedienen und auf Nummer sicher zu gehen, als neue Gesichter zu zeigen und vielfältigen Humor zuzulassen.“
Und was sagt der ORF? „Das heurige Sommerkabarett-Programm wurde durch Corona komplett umgestoßen, nur eine der geplanten Aufzeichnungen fand statt. In den unterschiedlichen Kabarett-Formaten in ORF 1 und ORF III treten regelmäßig zahlreiche Kabarettistinnen auf.“