Kronen Zeitung

Geschwächt­e Immunsyste­me

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Die aus dem Ruder laufende Pandemiepo­litik soll heute wieder einmal mit neuen Maßnahmen korrigiert werden. Bei diesem Durcheinan­der geht die Aufmerksam­keit für andere Entwicklun­gen verloren. Etwa für die geschwächt­en Immunsyste­me des Staates.

So sind beispielsw­eise vor dem Wochenende Handyproto­kolle von möglichen Absprachen der gescheiter­ten türkis-blauen Regierung über Postenbese­tzungen in den ORFChefeta­gen an die Öffentlich­keit geraten. Turbulenze­n hat das keine ausgelöst. Vielleicht weil sich viele sagen, dass das immer schon so war, oder weil alle im Bann des Virus stehen.

Dabei ist die Sache ernst. Der ORF ist ein demokratie­politische­r Sanierungs­fall.

In der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg sollte der öffentlich-rechtlich Rundfunk eine Säule der Republik sein. Es geht um verlässlic­he Informatio­nen und österreich­ische Identität. Felder, die der ORF nicht völlig kampflos ServusTV überlassen sollte. Als Alpen-Netflix und Landeshaup­tleute-TV hat der ORF keine Zukunft.

Die Kanzler-Partei kann wie noch jede Kanzler-Partei mit dem ORF zufrieden sein. Von Ausnahmen abgesehen, wird artig im Sinne der Regierung berichtet. Notfalls ließe sich der Sender aber über die Niederöste­rreich-Achse der ÖVP in den Griff bekommen.

Und was wollen die Grünen? Die wollten einmal einen entpolitis­ierten ORF. Heute genügt es vielleicht schon, wenn ihr Gesundheit­sminister die Zuseher in den Schlaf schwafeln darf.

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