Kronen Zeitung

Warum Worte nicht reichen

- Tristan Horx ist Sprecher und Autor am Zukunftsin­stitut in Wien. www.zukunftsin­stitut.at

Es ist Abend. Nach einem unprodukti­ven vier Stunden langen Online-Meeting schalte ich endlich meinen Computer ab – tolle neue „Arbeitsnor­malität“, denke ich mir. Vielleicht kommt Ihnen das ja ein wenig bekannt vor.

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Sie sich nach einer Videokonfe­renz oft so erschöpft fühlen? Eigentlich müsste man doch total entspannt sein, wenn man zu Hause, vielleicht sogar in der Jogginghos­e, anderen beim Reden zuhört.

Lassen Sie uns diesem Phänomen auf die Spur gehen. Gefühlt spielen Worte eine wichtige Rolle in unserer Kommunikat­ion. Rational gesehen, macht das auch Sinn: Wir hören Worte und verstehen somit unser Gegenüber. So einfach ist es aber nicht. Denn der Großteil unseres Austausche­s findet über non-verbale Signale statt. Mimik, Gestik, Tonalität – so unterschwe­llig sie auch erscheinen mögen – sind die wichtigste­n Elemente, wenn wir Informatio­n und Emotionen korrekt vermitteln wollen. Worte an sich machen gerade einmal 10% der Gesamtkomm­unikation aus.

Und hier fängt das Problem mit den Videokonfe­renzen an. Unser Hirn sucht vergeblich non-verbale Signale. Wenn wir und unsere Kollegen in fixierten Positionen wie Roboter vor dem Computer sitzen und in die Kamera starren, bleiben die für uns so wichtigen Informatio­nen auf der Strecke.

Stundenlan­ge Konferenze­n sind deshalb tunlichst zu vermeiden. Sonst laufen wir Gefahr, irgendwann mehr Maschine als Mensch zu sein.

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