Verkehrsproblem gelöst
Ein seltener Verkehrsunfall ereignete sich in der Wiener Innenstadt: An einer Straßenecke stieß ein Radfahrer mit einer Sänfte zusammen.
„Sie sind meines Wissens der einzige Mensch in Wien, der sich mit einer Sänfte befördern lässt!“, sagte der Richter zu dem 57-jährigen Weinhändler Richard N. „Warum nehmen Sie kein Fahrrad oder ein Moped, wenn Sie der Autoverkehr nervt?“
„Kann scho sein“, meinte der Zeuge. „Aber bei dem starken Verkehr heutzutage is so a Sänfte des beste innerstädtische Verkehrsmittel. I beschäftig zwa starke Burschn – de tragn mi in ganzen Tag von aner Kundschaft zur andern. Als Kind war mei Lieblingsmärchen ,Des Kaisers neue Kleider‘, weil der is a immer umadumtragn wordn. I zahl den Herren vü Geld dafür. Se werdn fürstlich entlohnt.
Und wissn S, i habs schön bequem drinnen, außerdem schön luftig und brauch mi um nix kümmern. De Träger kostn mi im Monat weniger wia a Auto, und i hab nie Parkschwierigkeiten. Wann i wo a bissl länger brauch, stellns de Sänfte in a Haustor und wartn beim Wirtn auf mi.
Leider habn meine Burschen damals a bisserl zvül trunken ghabt. I habs scho beim Tragn gspürt, wias no mit mir gschwind über a Kreuzung renna wolltn, und da wars scho gschehn. I bin nur froh, dass den Radfahrer nix passiert is. Mein klan Holzschadn am vurdern linkn Traggriff hat ma der Tischler scho wieder gricht. Da brauch i ka Versicherung dazua.“
„Mir san net schuld“, erklärte der Sänftenvordermann. „I hab deutlich mei linke Winkerhand ausgstreckt ghabt, Herr Rat. Nur guat, dass ma auf alle vier Schuachsohlen a anständiges Gummiprofil habn. Wir habn nämlich ordentlich gedämpfte, feste Schuach, wia ma für so an Job a braucht. Des habn de Herrschaften von anno dazumal sicher net ghabt. De san wahrscheinlich mit dünnen Sohlen unterwegs gwesn. Sunst hätt ma vül an längern Bremsweg ghabt, und es war mehr passiert.“
Die Verhandlung wurde vertagt. Der Sänftenhintermann hatte sich wegen Krankheit entschuldigt.
„Beim Reservieren hat er se in Hintern an an Hydrantn anghaut“, sagte der Vordermann.