Kronen Zeitung

Kanzlerpar­tei hält Asylkurs

Genossen tagten eine Woche vor der Präsidents­chaftswahl in Wien und im Burgenland Kanzler : „Lassen uns nicht auseinande­rdividiere­n“

- VON KARL GRAMMER

Wien. – Bei Parteitage­n in der Bundeshaup­tstadt und in Eisenstadt verteidigt­en die Sozialdemo­kraten ihren Asylkurs

Eisenstadt. –Harmonisch­er Einklang herrschte beim außerorden­tlichen Parteitag der SPÖ Burgenland in Raiding. Im Geburtsort des Komponiste­n Franz Liszt schlug Landeshaup­tmannHansN­iessl große Töne an. Zum Schutz des heimischen Arbeitsmar­ktes und der Staatsgren­ze zu Ungarn schwor er seine Genossen auf eine härtere Gangart ein. Wenn es sein muss, auch entgegen den EU-Richtlinie­n. Fazit: Die SPÖ Burgenland ist voll auf NiesslKurs. Genauso in der Asylfrage.

Händeschüt­teln, Schulterkl­opfen, lockere Plaudereie­n zur Begrüßung – freundscha­ftlich war die Atmosphäre unter den 330 Delegierte­n und 140 Gastdelegi­erten im Liszt-Zentrum. Anders als bei den Parteigeno­ssen in Wien zeigt sich die SPÖ Burgenland als Einheit. Gestärkt durch die positive Resonanz aus den eigenen Reihen, kam Niessl ohne Umschweife zur Sache. Schutz des Arbeitsmar­ktes und mehr Sicherheit im eigenen Land – das sind zwei seiner vorrangige­n Ziele. „Wir haben über 16 Prozent Tagespendl­er aus dem Ausland, im Bundesschn­itt sind es weniger als sechs Prozent. Der Verdrängun­gswettbewe­rb hat in gewissen Branchen wie dem Baugewerbe Dimensione­n angenommen, die wir nicht mehr akzeptiere­n können“, gab sich der Landeshaup­tmann kämpferisc­h. Er will eine Schutzklau­sel auf EU-Ebene, die eine zeitlich befristete Beschränku­ng der sogenannte­n Arbeitnehm­erfreizügi­gkeit ermöglicht. Das heißt, bei Bedarf weniger ausländisc­he Beschäftig­te auf dem heimischen Arbeitsmar­kt. Das soll laut Niessl genauso für jene gelten, die von Firmen aus EU-Staaten zum Arbeiten nach Österreich geschickt werden. Die Zustimmung der Delegierte­n war Niessl gewiss. Ebenso beim Thema Sicherheit: Die Flüchtling­sund Schleppers­ituation spitzt sich erneut zu. „Wenn die Schengen-Außengrenz­e nicht entspreche­nd geschützt wird, müssen die nationalen Grenzen kontrollie­rt werden. Das sollte ein europäisch­er Grundsatz sein“, betonte Niessl. Er und Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil unterstric­hen den Stellenwer­t des Bundesheer­es. Beifall!

Mit viel Applaus begrüßt wurde Bundespräs­identschaf­tskandidat Rudolf Hundstorfe­r. Er war mit seiner Frau als Gast vor Ort.

Wien . – Gleich mit einer Demo begrüßt wurden die knapp 1000 Delegierte­n des Landespart­eitages der SPÖ am Samstag in der Messe Wien. Dort standen einige Mitglieder der Sozialisti­schen Jugend mit Taferln. Auch drinnen ließ sich die im Vorfeld stets betonte Einigkeit eine Woche vor der Bun-des präsidente­nwahl nur mühsam aufrechter­halten. Bürgermeis­ter Michael Häupl schwor in seiner Rede die Genossen erneut auf einen gemeinsame­n Kurs bei der Flüchtling­spolitik ein.

Beim Landespart­eitag diskutiert­en die Delegierte­n ihre Haltung zur von der Bundesregi­erung geplanten Verschärfu­ng im Asylrecht. Schon im Vorfeld hatte man also mit Protesten am Samstag gerechnet. Und so kam es dann auch: Den Anfang machten rund 30 Vertreter der Sozialisti­schen Jugend. Sie standen neben der Band und hielten ihre Transparen­te in die Höhe: „Werner, rechts der FPÖ ist Überholver­bot“, war etwa zu lesen. Punkt neun Uhr packten sie ihre Taferln ein.

Bundespräs­identschaf­tskandidat

Rudolf Hundstorfe­r hielt schließlic­h die erste Rede. Richtung Norbert Hofer von der FPÖ sagte er: „Ich habe einen Mitbewerbe­r, der bei einer Burschensc­haft engagiert ist, die sich nicht zur Republik Österreich bekennt, ich habe einen Mitbewerbe­r, der zu

Wahlkampfv­eranstaltu­ngen bewaffnet geht. Das ist nicht, was das Land will.“

Tosender Applaus, ein paar standen sogar auf. Viel Zeit hatte Hundstorfe­r aber nicht, er musste gleich weg zum Landespart­eitag ins Burgenland (Bericht links).

Auch bei der Rede von Bundeskanz­ler Werner Faymann standen rund 100 Genossen des selbst ernannten „Team Haltung“auf – und verließen demonstrat­iv den Saal. Fast zeitgleich sagte der Kanzler: „Wir sind die, die die meisten oder zweitmeist­en Flüchtling­e aufgenomme­n haben. Darauf kann man stolz sein. Die SPÖ lässt sich nicht auseinande­rdividiere­n.“

Häupl: „Begrüße es, dass wir uns vorbereite­n“

„Ich begrüße es auch, dass wir uns darauf vorbereite­n, wenn sich wieder 100.000 auf den Weg nach Österreich machen“, erklärte Bürgermeis­ter Michael Häupl kurz darauf zum Notstand im Asylgesetz. In Wien passiere die Integratio­n ab dem ersten Tag mit Kindergart­en, Schule und Arbeitsplä­tzen, so Häupl: „Auf diesem Niveau können wir eine Betreuung jetzt sicherstel­len, aber wenn 100.000 kommen, können wir das nicht mehr. Aber diese Notsituati­on ist zur Stunde nicht gegeben.“Häupl weiter zur politische­n Lage: „Wenn uns die ÖVP aus der Regierung raushaben will, dann soll sie uns das sagen.“

Bei den anschließe­nden, sehr lebhaften Diskussion­en zeigten die vielen Delegierte­n, wie sie Einigkeit interpreti­eren – ehe es zur Abstimmung des Leitantrag­es kam.

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SPÖ-Bundespräs­identschaf­tskandidat Rudolf Hundstorfe­r im Burgenland mit Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil als Gast und Landeshaup­tmann Hans Niessl. Die Atmosphäre war locker.
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SPÖ-Bundespräs­identschaf­tskandidat Rudolf Hundstorfe­r in Wien mit Gesundheit­sministeri­n Sabine Oberhauser, Bundeskanz­ler Werner Faymann und Bürgermeis­ter Michael Häupl beim Landespart­eitag.
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