Bunte Truppe
Was für unterschiedliche Temperamente der Bundeskanzler in seiner Partei vereinen muss, war am Samstag gut zu sehen.
Da wäre einmal die burgenländische SPÖ unter der behutsamen Führung von Landeshauptmann Hans Niessl. Dort sind die Genossen durchwegs pragmatische Realisten, die wissen, wie es sich in einem Grenzland lebt.
Niessl weiß alle seine Leute hinter sich. Er hat sie mit Sorgfalt ausgewählt und muss nur selten korrigierend eingreifen. Wie perfekt Land und Partei funktionieren, hatte sich in den vergangenen Monaten bewiesen.
Nicht zuletzt deshalb erobert jetzt auch Burgenlands ehemaliger Polizeidirektor Hans Peter Doskozil als neuer Verteidigungsminister die Hitparade in den heimischen Politikerrankings.
Auf der anderen Seite steht Wiens Bürgermeister Michael Häupl mit seiner bunten Rathaus-Truppe. Da sind sämtliche ideologischen Möglichkeiten der SPÖ vertreten. Diese Partei zusammenzuhalten fordert eine Menge Autorität, Intellektualität und die Bereitschaft, übertrieben starke Ehrgeizler zu disziplinieren.
Dass Häupl das noch immer kann, hat er bei dem sehr emotional diskutierten Asylkurs der SPÖ wieder einmal bewiesen.
Dabei hilft, dass in einer Woche eine erste Wahlentscheidung über die Nachfolge in der Hofburg ansteht. In solchen Situationen schafft die SPÖ immer noch ein Mindestmaß an Solidarität.
Wie es nach der Präsidentschaftswahl weitergeht, ist allerdings offen.