Brasiliens Präsidentin soll heute abgesetzt werden
Wegen Skandalen und Absturz der Wirtschaft:
Brasilia .– Heute, Sonntag, will das brasilianische Abgeordnetenhaus den Weg frei machen für die rasche Amtsenthebung von Präsidentin Dilma Rousseff. Doch bis zuletzt war unklar, ob im Parlament die nötige ZweiDrittel-Mehrheit zustande kommen wird.
Die erste Frau im Präsidentenamt war erst im Herbst 2014 wiedergewählt worden, nach einem der härtesten Wahlkämpfe, die das Land seit dem Ende der Militärdiktatur (1964-1985) gesehen hat. Seither ist ihr Spielraum wegen Skandalen und einer tiefen Wirtschaftskrise immer enger geworden. Südamerikas größte Volkswirtschaft wird seit Wochen nicht mehr regiert und stürzt ab. Rousseffs Hauptproblem: Sie kann keinen Ausweg aus der Krise weisen. Millionen demonstrieren gegen die 68-jährige Staatschefin.
Die frühere Guerillakämpferin, die während der Militärdiktatur gefoltert worden war, ist eine Präsidentin ohne Fortune. Die Wunschnachfolgerin des glitzernden sozialistischen Präsidenten Lula da Silva erwies sich als ziemlich überfordert.
In Lulas Amtszeit wuchs die Wirtschaft kräftig, auch dank der sprudelnden Öleinnahmen. Nun ist das Land in einer tiefen Rezession, ein Korruptionsskandal aus der Amtszeit ihres Mentors Lula hat Rousseff eingeholt.