„Lieber Papst, nimm uns mit!“
Flüchtlinge auf Lesbos flehen Franziskus an. Er holt zwölf von ihnen in den Vatikan.
Le s b o s . – Fünf Stunden lang hielt sich Papst Franziskus zu einer Kurzvisite auf der Insel Lesbos auf. „Es ist eine traurige Reise. Wir treffen auf die größte humanitäre Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg“, sagte das katholische Kirchenoberhaupt bei seiner Ankunft.
Die Reise führte den Papst auch zu dem „Friedhof“im Meer, wo so viele Flüchtlinge gestorben sind. Er warf einen Kranz ins Wasser.
Den Flüchtlingen sprach er Mut zu: „Gebt die Hoffnung nicht auf!“, denn „die Welt kann eine solche kolossale humanitäre Katastrophe nicht ignorieren“.
Auf der Insel besuchte er das Aufnahmelager Moria. Dort begrüßte er Dutzende minderjährige Migranten, die meist auf eigene Faust die gefährliche Überfahrt aus der Türkei zu den griechischen Inseln gewagt hatten.
Im Lager warteten Hunderte Menschen. Viele trugen Plakate mit dem Spruch „Wir wollen Freiheit“und „Du bist unsere Hoffnung“. Unter ihnen waren Jesiden, Pakistaner und Kurden. Flüchtlinge flehten ihn an, er solle sie mitnehmen.
In einem Zelt sprach der Papst mit Migrantenfamilien. Das katholische Kirchenoberhaupt begrüßte Frauen nur mit einem freundlichen Kopfnicken, die Hand gab er ihnen wohl aus Rücksicht auf kulturelle Gepflogenheiten in der islamischen Welt nicht. Männern gab er die Hand.
Sie schilderten Papst schlimme Erfahrungen
Lange legte er die Hand auf den Kopf eines weinenden jungen Mannes, der immer wieder auf Englisch sagte „Vater gib mir deinen Segen“. Einige Migranten schilderten dem Papst schlimme Erfahrungen, die sie vor ihrer Flucht gemacht hätten. Andere sagten, sie säßen auf der Insel fest, während ihre Familien in Deutschland seien.
Auch der Ökumenische Patriarch der Orthodoxen Kirche von Konstantinopel, Bartholomaios I., und der orthodoxe griechische Erzbischof Hieronymus II. nahmen an den Treffen teil.
Auf der Rückreise nahm der Papst zwölf Flüchtlinge in den Vatikan mit: drei muslimische Familien .