Urlaub, Waffen, Lebensziel
Wien. – „Das müssen Sie Strache fragen“– unter diesem Titel stellte die „Krone“die wichtigsten Themen rund um die FPÖ zusammen. Lesen Sie die (gekürzten) Antworten des blauen Parteichefs vor dem ORF-„Sommergespräch“.
Bundeskanzler Kern hat die schickeren Anzüge, Außenminister Kurz ist um 17 Jahre jünger als Sie, beide haben hervorragende Popularitätswerte – was bleibt Ihnen da noch als Alleinstellungsmerkmal?
Modegeschmäcker sind offensichtlich verschieden. Generell definiert sich ein Politiker niemals über sein Modeempfinden oder sein Alter, sondern doch wohl hoffentlich immer durch seine politischen Leistungen und inhaltlichen Positionen.
Apropos „fescher Kampl“: Vor Ihrem Sommerurlaub schauten Sie ziemlich fertig aus. Was war da eigentlich los?
Nach fast 14 Monaten Wahlkampf und einem extrem zeitintensiven Arbeitseinsatz bin ich an meine körperlichen Grenzen gekommen. Der Urlaub – um Kraft und Energie zu tanken – war längst überfällig. Aber ich regeneriere sehr rasch, und auch die politische Arbeit gibt mir viel Kraft und macht mir große Freude!
Norbert Hofer erreichte bei der Bundespräsidentenwahl 49,7 Prozent. Die FPÖ schaffte hingegen bei den Nationalratswahlen 2013 nur knapp mehr als 20 Prozent. Wäre es dann für die FPÖ nicht aussichtsreicher, wenn Sie Norbert Hofer die Rolle des Kanzlerkandidaten überließen?
Unter meiner Obmannschaft habe ich die FPÖ in nur 11 Jahren von 3% auf 35% in den Umfragen aufgebaut, bei den letzten vier Landtagswahlen die historisch besten FPÖErgebnisse erreicht und eine erfolgreiche Präsidentschaftskandidatur meines ersten Stellvertreters Norbert Hofer aufbereitet. Wir haben eine klare Arbeitsaufteilung: Hofer wird Bundespräsident, und Strache wird als Obmann auch Spitzenkandidat.
Anfang Juli gab es ein Treffen zwischen Ihnen, Norbert Hofer sowie Kanzler Kern und SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder. Der Ort dieser Zusammenkunft wurde mehrfach verlegt, es gab keine Fotos und keine Presseerklärungen. Weshalb diese Geheimhaltung?
Es handelte sich um ein völlig normales Treffen und Gespräch zwischen Parteiobleuten, wie es laufend auch mit anderen Parteichefs stattfindet. Ich habe es weder geheim gehalten, noch habe ich Fotos verweigert. Es war der Wunsch von SP-Parteichef Kern, dieses Treffen in das Bundeskanzleramt zu verlegen. Transparenz ist mir wichtig!
Bei dem unappetitlichen Kampf um die Macht im ORF zwischen SPÖ (Wrabetz) und ÖVP (Grasl) spielten die Freiheitlichen letztlich wieder mit. Warum?
Unser ORF-Stiftungsrat Dr. Norbert Steger hat sich nach den letzten 5 erfolglosen Jahren unter dem roten ORF-Generaldirektor Wrabetz für eine mögliche ORF-Reform, Erneuerung und Demokratisierung mit einem neuen Generaldirektor eingesetzt. Leider haben sich SPÖ, Grüne und NEOS gegen die notwendigen Reformen entschieden und als „Maden im roten ORF-Speck“Wrabetz die Räuberleiter gemacht. Ein Volksbegehren für die Abschaffung der Zwangsgebühren halte ich weiterhin für notwendig!
Die FPÖ hat sich von den „normalen“Medien mit einer virtuellen Parallelwelt unabhängig gemacht. Weshalb misstrauen Sie und Ihre Anhänger den traditionellen Medien?
Wir haben über die modernen Kommunikationsebenen einen unabhängigen und vor allem direkten Zugang gefunden, der von immer mehr Bürgern inter-
essiert angenommen wird. Auf meiner HC-Strache-FacebookSeite befinden sich nahezu 400.000 User. Ich misstraue den herkömmlichen Medien nicht, freue mich aber, dass wir im Social-Media-Bereich bereits erfolgreicher sind als die anderen Parteien! Offensichtlich wollen immer mehr Bürger neben den gefilterten Medienberichten einer oftmals veröffentlichten Einheitsmeinung auch andere zusätzliche Meinungen und Informationen.
Weshalb tun Sie sich mit konkreter Wirtschaftspolitik so schwer?
Medial wird es gerne so dargestellt! Doch das Gegenteil ist der Fall. Wir haben in unserem freiheitlichen Handbuch ein sehr ausführliches und umfangreiches Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsprogramm und diskutieren aktuell über ein erweitertes Zukunftsprogramm unter dem Motto „Wirtschafts-, Industrie-, Unternehmens- und Arbeitsmarktoffensive 2017“. In unserer freiheitlichen Bewegung engagieren sich sehr viele erfolgreiche Unternehmer und Wirtschaftsexperten.
International wirken Sie und Ihre Partei ziemlich einsam. Man hört zwar von Kontakten nach Moskau, zu Frankreichs Rechtsaußenpolitikerin Marine Le Pen und zum niederländischen Rechtspopulisten Geerd Wilders. Fürchten Sie nicht, dass Österreich mit einer FPÖ als Kanzlerpartei in eine gefährliche Isolation geraten könnte?
Von Isolation kann keine Rede sein! In meiner Obmannschaft ist es gelungen in über 10 europäischen Ländern Partnerparteien sicherzustellen und eine erfolgreiche EUFraktion umzusetzen. Auch abseits unserer Partnerparteien pflegen wir gute internationale Beziehungen.
Präsidentschaftskandidat Hofer besitzt eine Waffe, Wiens Vizebürgermeister Gudenus hat sich eine Glock zugelegt. Woher die Angst – und sind Sie auch bewaffnet?
Mit laufenden Morddrohungen muss man in meiner Position leider beinahe täglich leben. Aber Angst habe ich keine mehr. Als Sportschütze besitze ich eine Glock. Diese ist allerdings immer sicher und korrekt im Safe verwahrt.
Alfred Gusenbauer ist heute Lobbyist, Wolfgang Schüssel hat diverse Beraterjobs, Werner Faymann wird UNO-Sonderbeauftragter – womit wollen Sie Geld verdienen, wenn es mit der Politik vorbei ist?
Als Unternehmer. Schon vor der Politik war ich als Zahntechniker mit einem Unternehmen erfolgreich selbstständig.
Kränkt es Sie sehr, dass Jörg Haider auch acht Jahre nach seinem Tod als intellektueller und charismatischer gilt als Sie?
Ich freue mich, dass heute jedem bewusst ist, dass ich eine völlig eigenständige Persönlichkeit – mit menschlichen Schwächen und Stärken bin. Es ist ein einzigartiger Erfolgsweg, den die freiheitliche Partei in den letzten Jahren gegangen ist! Daher bin ich nicht gekränkt, sondern dankbar und freue mich auf die weitere politische Arbeit und auf weitere politische verantwortungsvolle Aufgaben!
Wenn Sie einmal als alter Mann auf der Parkbank sitzen, glauben Sie, Ihre Enkelkinder können sagen: „Opi, du hast Österreich zu einem besseren Land gemacht“?
Ja, dies ist mein Lebensziel! Wir haben die Verpflichtung, unseren Kindern und Enkelkindern eine sichere, chancenreiche und zukunftsfähige österreichische Heimat zu hinterlassen. Das ist unsere Verantwortung!