Mozart-Ernüchterung
Staatsoper: „Figaro“mit Adam Fischer
Mehr Tiefpunkt als Hochzeit bescherte Mozarts „Nozze di Figaro“an der Staatsoper: In Jean-Louis Martinotys in allen Belangen unsäglicher, fader Inszenierung profilierte sich einzig der Conte d’Almaviva von Peter Mattei. Selbst ein souveräner Routinier wie Adam Fischer konnte hier nur noch wenig ausrichten.
Hat der Verkühlungsteufel zugeschlagen? Hat man vergessen, die Sänger anzusagen? Man fragte sich einiges an diesem StaatsopernSamstag.
Gut, von Dorothea Röschmann weiß man, dass sie sich zuweilen mit den Höhen plagt. Das tat sie diesmal besonders hörbar, erwies sich immerhin zugleich als Mozart-Routinier und darf neben Peter Mattei und der einsam aus dem Ensemble leuchtenden Barbarina von Ileana Tonca dem Abend positiv angerechnet werden.
Mattei gab mit seinem wohlig und persönlich timbrierten Bariton seinen ersten Wiener Grafen – einen Almaviva von beinahe zu noblem Zuschnitt. In jedem Fall hörte man Mozart-Gesang vom Feinsten. Was vom übrigen Ensemble kaum behauptet werden kann.
Valentina Nafornită schien nur wenig Stimmencharme für die Susanna zu haben, so trocken, mit wenig Leuchtkraft kam sie oft gerade noch über die Rampe. Warum man einen geradezu dilettantischen Figaro wie Mario Cassi am Ring hören muss, ist unverständlich. Viel zu eindimensional geriet Miriam Albano ihr erster Wiener Cherubino. Peter Rose gab einen nicht weiter auffälligen ersten Bartolo.
Im Graben bemühte – und mühte – sich Adam Fischer mit Verve, das Orchester, vor allem in den ersten beiden Akten, zu engagiertem Mitmachen zu motivieren. Er, dem wir so viele noble Mozart-Abende in der Oper wie im Konzertsaal verdanken, brachte diese jüngste Wiener Mozart-„Ernüchterung“schließlich ohne gröbere Unfälle bei den Musikern ins Ziel.