Später Wolga- Sprung
Staatsoper: Janáčeks „ Kátja Kabanová“
Die Staatsoper wagt sich endlich wieder an Janáčeks „ Kátja Kabanová“. Und Angela Denoke steht dabei zum ersten Mal (!) in der Titelrolle auf der Wiener Bühne. Rund um sie: ein durchwegs gutes Ensemble – lauter Rollendebütanten! Tomáš Netopil leitet das mit Farbpracht aufspielende Staatsopernorchester.
Es ist die Tragödie um eine junge Frau, die an ihrer labilen Psyche, an ihrem Gewissen zerbricht. Ein Opfer, das auch von den äußeren Zwängen, von ihrer überdominanten Schwiegermutter zerrieben wird. Kátja verliebt sich in Boris und stürzt sich verwirrt und voller Reue am Ende in die Wolga. Ein Psychokrimi. Der findet in der Staatsoper aber wieder einmal höchstens musikalisch statt. Erst zum zehnten Mal wird die Inszenierung von André Engel gespielt. Eine statische, wenig inspirierte, höchstens fürs Repertoire zweckdienliche Produktion. Wobei die Verlegung des Dramas aus Russland ins New York der Fünfziger dem Stück immer noch so wenig bringt wie zur Premiere 2011.
Immerhin steht mit Angela Denoke jetzt eine echte Kátja- Spezialistin auf der Bühne. In der legendären Marthaler- Inszenierung hat sie bereits 1998 in dieser Rolle bei den Salzburger Festspielen für Furore gesorgt. Knapp 19 Jahre später singt sie die Partie nun endlich an der Staatsoper. Intensiv in der Darstellung und der musikdramatischen Durchdringung der Rolle, gelingen ihr immer noch erstaunlich mädchenhaft gleißende Soprantöne, wogegen so manche Höhe nicht mehr ganz ihr Ziel erreicht.
An ihrer Seite besticht Jane Henschel als skurril böse Kabanicha – auch sie war in Salzburg bereits dabei. Als Liebhaber Boris macht Misha Didyk mehr solide als verführerische Figur, während der junge Chilene Leonardo Navarro als Tichon sein sehr beeindruckendes Hausdebüt gibt.
Neu sind ebenfalls der ausgezeichnete Thomas Ebenstein als Kudrjáš, die brave Margaret Plummer als Varvara und der stimmschön verlässliche Dan Paul Dumitrescu als Dikoj.
Tomáš Netopil leitet umsichtig und versteht sich mit dem ausgezeichnet disponierten Orchester blendend auf Janáčeks so singuläre Tonsprache.