Eine Schauspielerfamilie
„ Alsdann, de Gschicht war a so“, berichtete Herr Ü. dem Richter. „ I war neilich in an Theater, ohne nachhaltigen Eindruck; wias aus war, hab i a bissl pascht und wollt dann glei furtgeh, weil knapp nachn Schluss no net so a Drängerei bei der Gardrob is.
I wüll auße aus der Reih, lasst mi der Herr nebn mir net vurbei, applaudiert wia a Wülder und sagt: , Gehn S, paschn S no a bissl! Es spielt nämlich a Verwandte mit! Des Madl, ganz hintn auf der Bühne, was mittn unterm Volk steht, des is mei Enkerl!‘
Drauf hab i eahm zliab no a paarmal in de Händ ghaut und wollt dann mit an Überraschungseffekt an eahm vurbei. Er hat ma aber blitzschnell sei Knia in Weg gestellt, so dass mi fast hinghaut hätt.
Sag i: , Tuan S des nimmer! Lassn S mi auße!‘ Schreit er: , Jetzt verbeugt sa se! Jetzt könn mas net hänga lassn!‘ und fangt a Applausorgie an, dass i glaubt hab, mir hauts des Trommlföll flankerlweis aus de Uhrn.
Wia i gsehn hab, dass i bei dem Mann mit sein großväterlichen Fanatismus niemals vurbeikumm, hab is auf der andern Seitn probiert und bin draufkumma, dass durt de Großmutter pascht. In an Anfall von unverwandtschaftlicher Verzweiflung wollt i über mei Sitzlehne hinweg in de hintere Reih hupfn und bin durt von de Eltern der jungen Nachwuchsschauspielerin aufghaltn wurdn.
Jetzt war mei anzicher Ausweg de Flucht nach vorne, aber in der Reih vur mir wars no ärger, weil nämlich durt der Bruader von dem Madl mit a paar Haberer gsessn is, de was so pascht habn, dass a jeder Sprung dazwischen a Sprung in a Watschn gwesn war. Jetzt hab i mi unter Anspannung aller Beinmuskeln wia a Frosch mit an Halbsalto über de Buam drüberghaut und wollt in der Reihe davor das Weite suchen, bin aber erst in der Luft schwebend draufkumma, dass durt gar ka Reih mehr is. I war nämlich auf an Zweitn-Reih- Sitz im zweitn Rang, zum Glück is der erste Rang dort etwas vorgebaut, sodass i bei aner erstrangigen Dame mit starkem Vorbau gelandet bin.
I zahl ihr gern de falschen Perlen, de was i ihr ohgrissen hab, mei anzicher Drang damals war, dass i ohreißn kann. Wie hab i denn wissn könna, dass i bei dera Vurstellung a Theaterkartn mit Familienanschluss hab!“
Die Dame zog ihre Klage zurück. Der Verhandlungssaal dröhnte unter dem Applaus der Familie, die mit der Nachwuchsschauspielerin als Zuhörer erschienen war.