Ein Herz für Kinder
Bezirksrichter
zu einem Gerichtsvollzieher: „ Bei Ihrer Praxis könnten Sie etwas klüger sein! Wie können Sie sich denn im Dienst dazu überreden lassen, kindische Spiele zu treiben!“
Der Exekutor: „ Aus Kinderliebe. I bin Beamter mit Herz. I hab immer Zuckerln und zwa Surtn Abzugbüldln bei mir. De an mitn Kuckuck und de andern mit Figurln, für de Kinder.
Unlängst kumm i zu an verschuldeten Herrn, macht ma a Kind de Tür auf. I schenk eahm a Zuckerl, frag uman Vater, sagt der Bua: , Der Vater liegt unterm Bett. Mir tan grad Versteckerl spüln.‘
Er kummt vire, i legetimier mi, sagt er: , Bin i froh, dass i pfändt wia. Wenigstens kumman de Möbeln weg. Se sehn eh, meine Kinder wolln dauernd mit mir Versteckn spüln. Wann de Wohnung laar is, hört se des auf. Da müasst i a Wanzn sei, dass i mi dann ver- steckn kann.‘ – , I pfänd heut Ihnere Pretiosen‘, hab i gsagt. , Ringe, Uhr, Geld. Legn S glei alls freiwillig aufn Tisch. Sunst muass i Ihna mit an Polizisten fülzn.‘
Na, er liefert brav oh, gibt alls aufn Tisch, auf amal schrein de Kinder: , Onki, Onki, bitte, mitspieln! Einmal Versteckerl spielen!‘
I gib eahna a Zuckerl, schenk eahna Büldln, de hörn net zum Sekkiern auf. Der Vater wollts scho haun, drauf sag i: , Das Leben is traurig genug. Spül ma halt amal Versteckerl mit de Gschroppen.‘
Mant er: , Sie sind ein guter Mensch. Versteck ma uns halt, und de Kinder solln einschaun. Bis Sie Kuckuck, Kuckuck ruafn, früher dürfns net zum Suachn anfanga.‘ Drauf schaun de Patscherln ein, er kräult in de Wäschkistn, i in an Kastn. I ruaf , Kuckuck!‘ hör i scho de Kinder umadumrenna. De Möbeln habns verruckt, de Gangtür is ganga, se habn mi net gfundn. Zehn Minutn hab is werkln lassn, dann is stüll wurdn, und i bin ausn Kastn ausse.
War de Wohnung leer. De Kästn und de Bettn warn no da. Aber der Vater und de Kinder, und de Uhrn, und de Ring, und des Geld, und der Radio, und der Fernseher, und der Teppich, das war alls furt. Der gemeine Mensch hat anscheinend gwusst, wann i kumm, und hat alls mit sein Auto furtgführt. So eine Frechheit.“
Das Urteil wegen Exekutionsvereitelung: 6 Tage bedingt.