Gefährliche, starke Männer
S pätestens jetzt müsste allen Befürwortern und R ufern nach einem starken Mann, der die gesellschaftlichen Herausforderungen ganz einfach und rasch löst, ein Licht aufgehen. Ein Blick in die Vereinigten Staaten, nach Ungarn oder in die Türkei genügt, um zu sehen, auf welchen Horrortrip sich die westliche Welt begibt.
Durch das Wahlverhalten der frustrierten Wutbürger gelangen selbstverliebte Narzissten und machtbesessene Egozentriker an die Macht und beginnen so- gleich ihre destruktiven und zerstörerischen Pläne umzusetzen. Als Erstes wird die Medienlandschaft angepasst. Wer kritisch berichtet, wird ausgegrenzt, ausgeladen oder gar verboten. Die Opposition wird verfolgt, ihre Arbeit behindert und ihre Proponenten denunziert. Reicht das alles noch nicht, um uneingeschränkt den eigenen Machtrausch auszuleben, werden einfach Gesetze beschlossen, die unliebsame Kritiker oder Andersdenkende beseitigen. Gute Beziehungen zu Nachbarstaaten
oder zu friedlich zusammenlebenden Staatengemeinschaften werden rücksichtslos gekappt, im besten Fall infrage gestellt. Die Folgewirkungen interessieren diese starken Männer, die durch das rachegesteuerte Wahlverhalten frustrierter Wutbürger an die Macht gekommen sind, nicht wirklich. Allein ihre abstrusen Vorstellungen und abträglichen Visionen zählen. Ihr Volk, ihr Staat und dessen Bürger sind nur Mittel zum Zweck.
Eine gefährliche Entwicklung, die nicht wirklich neu ist. Ein Blick zurück genügt, um zu sehen, wohin die Reise geht. Es ist höchst an der Zeit zu begreifen, dass die Entscheidung in der Wahlzelle massive Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft und das friedliche Zusammenleben hat. Bestimmen Frust und Wut die Stimmabgabe, ist der Ruf nach einem starken Mann, der alles durch ganz einfache Lösungen richtet, nicht mehr weit. Aktuelle Entwicklungen und Beispiele aus der Geschichte mahnen uns, nicht nach dem starken Mann zu rufen und den eingeschlagenen unseligen Weg nicht weiter zu begehen.