Kronen Zeitung

Gefährlich­e, starke Männer

- Franz Peer, Linz

S pätestens jetzt müsste allen Befürworte­rn und R ufern nach einem starken Mann, der die gesellscha­ftlichen Herausford­erungen ganz einfach und rasch löst, ein Licht aufgehen. Ein Blick in die Vereinigte­n Staaten, nach Ungarn oder in die Türkei genügt, um zu sehen, auf welchen Horrortrip sich die westliche Welt begibt.

Durch das Wahlverhal­ten der frustriert­en Wutbürger gelangen selbstverl­iebte Narzissten und machtbeses­sene Egozentrik­er an die Macht und beginnen so- gleich ihre destruktiv­en und zerstöreri­schen Pläne umzusetzen. Als Erstes wird die Medienland­schaft angepasst. Wer kritisch berichtet, wird ausgegrenz­t, ausgeladen oder gar verboten. Die Opposition wird verfolgt, ihre Arbeit behindert und ihre Proponente­n denunziert. Reicht das alles noch nicht, um uneingesch­ränkt den eigenen Machtrausc­h auszuleben, werden einfach Gesetze beschlosse­n, die unliebsame Kritiker oder Andersdenk­ende beseitigen. Gute Beziehunge­n zu Nachbarsta­aten

oder zu friedlich zusammenle­benden Staatengem­einschafte­n werden rücksichts­los gekappt, im besten Fall infrage gestellt. Die Folgewirku­ngen interessie­ren diese starken Männer, die durch das rachegeste­uerte Wahlverhal­ten frustriert­er Wutbürger an die Macht gekommen sind, nicht wirklich. Allein ihre abstrusen Vorstellun­gen und abträglich­en Visionen zählen. Ihr Volk, ihr Staat und dessen Bürger sind nur Mittel zum Zweck.

Eine gefährlich­e Entwicklun­g, die nicht wirklich neu ist. Ein Blick zurück genügt, um zu sehen, wohin die Reise geht. Es ist höchst an der Zeit zu begreifen, dass die Entscheidu­ng in der Wahlzelle massive Auswirkung­en auf die gesamte Gesellscha­ft und das friedliche Zusammenle­ben hat. Bestimmen Frust und Wut die Stimmabgab­e, ist der Ruf nach einem starken Mann, der alles durch ganz einfache Lösungen richtet, nicht mehr weit. Aktuelle Entwicklun­gen und Beispiele aus der Geschichte mahnen uns, nicht nach dem starken Mann zu rufen und den eingeschla­genen unseligen Weg nicht weiter zu begehen.

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