Geht Wiens Festival jetzt baden?
Die Wiener Festwochen 2017 endeten gestern mit Brooks „ Battlefield“im MQ
Die Wiener Festwochen waren im Kulturkalender für viele – Wiener, Österreicher, ausländische Gäste – ein Fixpunkt. Seit Jahrzehnten kamen alle, um Gastspielereignisse, „ Attraktionen“zu erleben. Damit scheint’s nun vorbei zu sein. Die Bilanz 2017: provinziell mutwillige Provokationen, kein großes Theater . . . Ein Sozialpolit- Klischeeladen.
Auch früher wurde – unter der Intendanz Ursula Pasterks, des großen Theatermannes Luc Bondy oder des Dreijahreschefs Markus Hinterhäuser – die eine oder andere Produktion abgelehnt. Aber die Festwochen waren – wie sagten doch fast alle Intendanten – „ ein Schaufenster zum Welttheater“, das oft mit internationalen Festivals koproduzierte, grandioses Musiktheater und Stars brachte, mitunter mit den Staatstheatern und dem Internationalen Musikfest zusammenarbeiteten. Alles Geschichte, all over!
Mit dem Musikfest haben die Festwochen ( fast) nichts mehr zu tun, die Koproduktionen mit internationalen Ensembles sind zum Sonderfall geworden ( und wenn, sind sie fragwürdig genug). Keine wegweisenden neuen Produktionen, keine Stars, nur ein etwas chaotisches Konzept – Frage: Hat Intendant Tomas Zierhofer- Kin zum traditionellen Theater oder zum Musiktheater überhaupt eine Beziehung? Oder findet er das alles für gestrig, hinterwäldlerisch, inhaltsleer, kleinbürgerlich?
Was er anbot, war mitunter erschreckend banal wie „ House of Realness“oder das grottenschlechte Badengehen im Hamam – da gingen die Festwochen wirklich baden!
Und vor lauter Befragen der Kunst nach „ politischer Relevanz und dem Einbeziehen von Randgruppen“(„ Queer“- Shows, „ Anus“etc.) bleibt Kunst auf der Strecke. Weil diese halt doch nicht alles sein kann, wie Joseph Beuys postulierte. Vom Badengehen bis zum A- Geschnüffel . . .
Selbst wo Erwartungen hoch geschraubt waren, gab’s Enttäuschungen: etwa bei Altmeister Peter Brooks müdem „ Battlefield“oder Castelluccis schwacher „ American Democrazy“. Und was sich Zierhofer- Kin bloß mit der Einladung der „ Robots“(„ Entführung aus dem Serail“) gedacht hat, bleibt ein Rätsel. Eine Musiktheaterdemontage aus Bremen entlarvt sich da selbst als pseudomoderne Schmiere.
Die Wiener Festwochen 2017: fünf banale, triste Wochen, voll von Klamotten. Will man das Fest demontieren, um es abschaffen zu können?