Stau statt Sport
Neben Handball- Präsident Gerhard Hofbauer, der Tränen der Freude in den Augen hatte, zollte auch Sportminister Hans Peter Doskozil dem österreichischen Team minutenlang mit Standing Ovations seine Anerkennung. Gut eine Stunde danach standen die Helden des Abends, allen voran der in Tunesien geborene Nikola Bilyk, noch immer unten am Parkett. Ließen geduldig Fotos machen, schrieben Autogramme oder warfen Kindern Bälle zu. Emotional. Sympathisch. Bodenständig. Sport und seine Stars zum Anfassen, wovon man sich in manch anderen Bereichen ein Beispiel nehmen könnte und sollte.
Mit diesen Szenen und dem packenden 34: 32 über Bosnien betrieb der Sport, der meist im tiefen Schatten des Fußballs und so weiter steht, beste Werbung in eigener Sache. Und zwar im mit 5000 Fans sehr gut gefüllten Kagraner Eispalast, den man für den Thriller um die EM- Qualifikation zur Handball- Arena umfunktioniert hatte. Oder besser: hatte umfunktionieren müssen. Denn im Moment gibt es in der Bundeshauptstadt dafür keine geeignete und wenigstens halbwegs moderne Halle.
Bitter vor allem in Hinblick auf die EM 2020. Die trägt Wien gemeinsam mit Graz, Trondheim, Malmö und Göteborg aus. Im Jänner. Zu einer Zeit also, wenn im Eispalast wirklich Eishockey gespielt wird. Aber ein Team, das so beherzt kämpft und so gewinnend auftritt, hätte sich zumindest für so ein Großereignis ohnehin eine neue Halle verdient. Das sahen nach dem heroischen 34: 32 über Bosnien nahezu alle so. Zu befürchten leider, dass der Wunsch Vater des Gedankens bleibt: Weil in den letzten Jahren in der selbst ernannten Sportstadt Wien generell viel zu wenig für Sport getan wurde. Und somit leider die Bezeichnung Staustadt für sie längst viel besser passen würde.