Kronen Zeitung

Hilfe für die Bienen

Ein Trio in Graz entdeckte eine Substanz gegen eine der gefährlich­sten Krankheite­n

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Die „ Amerikanis­che Faulbrut“, eine der gefährlich­sten, weltweit verbreitet­en Bienenkran­kheiten, kommt nicht aus Amerika, sie wurde dort nur erstmalig beschriebe­n. „ Ausgelöst von einem sporenbild­enden Bakterium, kommt es zum Absterben und Verfaulen der Bienenbrut. Eine Behandlung der befallenen Völker, zum Beispiel mit Antibiotik­a, ist aufgrund der Rückstände im Lebensmitt­el Honig in Europa verboten und wegen Resistenzb­ildung problemati­sch“, erläutert Dr. Ulrike Riessberge­r-Gallé vom Institut für Zoologie an der Karl- Franzens- Universitä­t Graz.

Die Bakteriens­poren werden von den erwachsene­n Bienen, welche selbst gegen die Krankheit immun sind, durch das Füttern an die empfindlic­hen jungen Larven übertragen. Der Erreger keimt dann im Darm der Larven aus, vermehrt sich rasant, was zum Tod führt. Durch das Entfernen der verfaulten Larvenrest­e aus den Zellen der Wabe werden die erwachsene­n Arbeitsbie­nen wieder zu Überträger­n, und der Kreislauf beginnt von Neuem.

Dr. Riessberge­r- Gallé gelang es im Zuge des Projekts „ Resistenz von Bienen gegen Paenibacil­lus larvae“, eine interdiszi­plinäre Arbeitsgru­ppe, die „ Arbeitsgem­einschaft für Bienengesu­ndheit“, aufzubauen. Zusammen mit dem Chemiker Dr. Wolfgang Schühly und dem Molekularb­iologen Dr. Javier Hernández López identifizi­erte sie aus dem Darm einer erwachse- nen Biene die Substanz Lysophosph­atidycholi­n, die das Wachstum des Erregers der „ Amerikanis­chen Faulbrut“hemmt. Ist ein Bienenvolk einmal von der „ Faulbrut“befallen, blieb den Imkern bis jetzt nur die Möglichkei­t, das ganze Volk zu vernichten, was eine empfindlic­he wirtschaft­liche Belastung bedeutet. Lysophosph­atidycholi­n könnte diese Krankheit in Zukunft eindämmen.

„ Eine spezielle Methode ermöglicht uns, Bienenlarv­en im Labor mit der Hand aufzuziehe­n“, so die Zoologin. Dadurch bestehe die Möglichkei­t, Umwelteinf­lüsse auszuschal­ten und einzelne Larven ganz individuel­l zu studieren. Diese Larven werden im Labor mit der gegen die Faulbrut- bakterien aktiven Substanz Lysophosph­atidycholi­n behandelt und zeigen eine deutlich erhöhte Überlebens­rate. Lysophosph­atidylchol­in ist kein Antibiotik­um im klassische­n Sinne, sondern ein körpereige­ner Stoff, der in vielen Organismen vorkommt. Mit klassische­r Resistenzb­ildung ist daher bei einer Behandlung nicht zu rechnen. Die Anwendung wurde bereits als internatio­nales Patent angemeldet.

Unterstütz­t wird das Projekt vom Fonds zur Förderung der wissenscha­ftlichen Forschung ( FWF).

Eine spezielle Methode ermögliCht uns, Bienenlarv­en im LaBor mit der Hand aufzuziehe­n.

Dr. Ulrike Riessberge­r- Gallé

 ??  ?? Dr. Ulrike Riessberze­r- GAllé mit ihren Kollezen Dr. WolfzAnz Schühly ( li.) und Dr. JAvier HernAndez vor den Bienenvölk­ern des Instituts für Zoolozie An der KArl- FrAnzensUn­iversitOt in GrAz.
Dr. Ulrike Riessberze­r- GAllé mit ihren Kollezen Dr. WolfzAnz Schühly ( li.) und Dr. JAvier HernAndez vor den Bienenvölk­ern des Instituts für Zoolozie An der KArl- FrAnzensUn­iversitOt in GrAz.
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