Wahlkampfshow in der letzten Sitzung des Nationalrats Spekulationen um Kerns Verschwinden
Zum letzten Mal vor der Wahl trat der Nationalrat am Donnerstag zusammen. Bei den hitzigen Debatten ging es vordergründig zwar um Sachthemen, aber die auch vom ORF übertragene Debatte wurde von den Parteien benutzt, um vor der streckenweise halb leeren Regierungsbank eine Wahlkampfshow abzuziehen. Zwischendurch gab es im Parlament noch eine kleine Groteske um Kanzler Kern, gegen den die FPÖ einen Misstrauensantrag einbrachte.
Zuerst hielt Kern im Parlament eine Rede über Anstand und politische Kultur in Österreich. Danach war der Kanzler verschwunden. Abgeordnete anderer Partei verlangten, dass der SPÖ- Chef wieder auf die Regierungsbank zurückkommen solle. SPÖ- Klubobmann Andreas Schieder gab dann eine etwas wirre Entschuldigung für Kerns Fehlen zu Protokoll und sagte, dass der Kanzler durch Staatssekretärin Muna Duzdar ordentlich vertreten sei. Dann ließen die Grünen darüber abstimmen, ob der Bundeskanzler wieder in das Plenum zurückgeholt werden sollte.
In dem grotesken Tumult, bei dem Abgeordnete aus dem Saal liefen, um den Kanzler zu suchen, sprangen auch sozialdemokratische Abgeordnete
von ihren Stühlen. Irgendwann war Christian Kern wieder da. Über den rätselhaften Verbleib des SPÖChefs in der Zwischenzeit wurde jedoch noch länger wild spekuliert. Peter Pilz fasste die Situation gestern spontan zusammen: „ Kern brüskiert das Parlament.“
FPÖ- Chef gießt Spott über den Kanzler aus
Über die zuvor abgegebene moralische Ermahnung des Kanzlers über den notwendigen Anstand in der Politik spottete FPÖ- Chef HeinzChristian Strache: „ Das war fast Kabarett, das war skurril, das war eigentlich der Witz des Tages.“Kern spreche von Verantwortung für Österreich, nachdem er Dirty Campaigning auf Kosten der Steuerzahler betrieben habe, so Strache über Kern. Noch härter ins Gericht mit Kern ging dann FPÖ- Generalsekretär Herbert Kickl, der am Ende seiner Rede einen Misstrauensantrag gegen den Kanzler einbrachte.
Ähnlich lautender Hohn der ÖVP an die Adresse von Kanzler Kern, dem die Partei von Sebastian Kurz vorwarf, „ den schmutzigsten Wahlkampfmanager weltweit in die Partei gebracht hätte. „ Kehren sie vor ihrer eigenen Tür“, so der ÖVP- Aufruf an den SPÖ- Vorsitzenden.
Unfreundlichkeiten in Richtung SPÖ auch von den Grünen, die empört sind, dass der Nationalrat von Kern für den Wahlkampf missbraucht wurde. NEOSChef Strolz: „ Die ganze Republik hat langsam genug.“