Kronen Zeitung

Große Liebe eines Häftlings brachte Anwältin vor Gericht

Er schrieb sehnsuchts­volle Briefe, sie saftige Rechnungen:

- Peter Grotter

Für ihn, den Häftling, war es die große Liebe, für sie, die Anwältin, eine reine Geschäftsb­eziehung. Die sich von seinen Liebesbrie­fen mehr belästigt als geschmeich­elt fühlte. Am Ende präsentier­te die Juristin eine saftige Rechnung. Da erstattete er Betrugsanz­eige.

2014 saß der Mann wegen Betrug in der Strafansta­lt Stein. Er hat ein tragisches Schicksal hinter sich: In der Jugend wurde er in einem Kinderheim missbrauch­t. Er forderte Entschädig­ung und suchte einen Anwalt. Eine Juristin, die einen Mithäftlin­g vertrat, kam da recht.

Es wurde ein Vertrag geschlosse­n. Einkünfte und Honorar sollten gegengerec­hnet werden. Tatsächlic­h bekam der Mann 30.000 Euro zugesproch­en.

Es gab intensiven Kontakt mit dem Häftling. Allzu intensiven, wie die Juristin beklagt. Wolfgang Blaschitz, der Verteidige­r der Anwältin: „ Er rief die Kollegin 50mal täglich an. Außerdem schrieb er ihr Liebesbrie­fe. Täglich.“„ Mein heißgelieb­tes Zauberwese­n. Mein Rehlein. Zauberfrau. Traumwesen“, lauteten nur einige der liebevolle­n Bezeichnun­gen.

Doch die Liebesbeze­ugungen waren der Anwältin egal. Sie schrieb Rechnungen, und zwar saftige: über 17.000 Euro. Jedes Telefonat war aufgeliste­t, dazu Besprechun­gen und Besuche.

Weil die Juristin 8000 Euro an Mithäftlin­ge des Betrügers ausbezahlt hatte, blieben nur 4000 von 30.000 Euro übrig. Eine Betrugsanz­eige des Häftlings war die Folge. Die Anwältin muss nun ihre Leistungen nachweisen. Vertagt.

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