Kronen Zeitung

LOBBYISTEN, HINTERGRÜN­DE & FAKTEN

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Mit einer Richtlinie gleicht die EU nationale Gesetze an. Im Gegensatz zu Verordnung­en sind Richtlinie­n nicht sofort wirksam und verbindlic­h, sondern sie müssen durch nationale

Rechtsakte umgesetzt werden, um in Kraft zu treten. Es bleibt den Mitgliedst­aaten überlassen, wie sie Richtlinie­n umsetzen.

Mitzureden haben bei dieser Richtlinie nicht nur Politiker aller Mitgliedss­taaten, sondern auch jede Menge Unternehme­n,

Lobbyisten und Vereinigun­gen. Aus Österreich mischen hier unter anderem die ASFINAG und die ÖBB mit, aber auch Siemens ( Hersteller von Zügen), die Deutsche Bahn, Hersteller von Mautsystem­en und E- Mobilitäts­Unternehme­n haben ihre Stellungna­hmen bereitwill­ig nach Brüssel gemeldet.

Heftige Kritik gibt es mittlerwei­le schon, weil der Verdacht besteht, dass die EU hier ihre Kompetenze­n überschrei­tet und gegen das Subsidiari­tätsprinzi­p verstößt. Vor allem Österreich hält die Eigenständ­igkeit bei gewissen Entscheidu­ngen hoch. Bedenken gibt es wegen des

Datenschut­zes: Jeder gefahrene Kilometer und Aufenthalt­sort kann über die digitale Vignette mühelos und jederzeit nachvollzo­gen werden.

Sorgen gibt es auch, dass es durch die massive Verteuerun­g auch wieder mehr Mautflücht­linge gibt, die den Autobahnen und Schnellstr­aßen ausweichen. Das Problem besteht beispielsw­eise seit Jahren mit Lkw im Salzkammer­gut. Die Anrainer stöhnen unter den Schadstoff­en. Pro- und Contra- Argumente halten sich nicht ganz die Waage. Befürworte­r heben den Lenkungsef­fekt hervor: Laut einer Studie der Uni Graz würde sich der Verkehr auf den Autobahnen um 14 Prozent reduzieren, wenn ein Preis von 10 Cent/ km eingehoben wird. Bei 10 Cent würden sich die Einnahmen auf 2,35

Milliarden Euro im Vergleich zu jetzt 570 Millionen um 400 Prozent erhöhen. Eine Stausteuer würde die Auslastung der Straßen besser lenken. Dagegen steht die Mineralöl

steuer, die bereits so etwas wie eine Kilometer abhängige Gebühr ist. Autobauer verbessern ständig ihre Motoren, höhere Steuern helfen dem Fi

nanzminist­er, aber kaum der Umwelt. Noch ein Argument: Arbeitnehm­er können sich nicht aussuchen, wann sie in der Arbeit sein müssen. Eine Erhöhung der Maut zu

Stauzeiten in der Früh oder am frühen Abend bringt sie unfreiwill­ig noch mehr in Bedrängnis.

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Kommission­schef Juncker
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Verkehrsmi­nis8er Hofer: Das sogenann8e „ Road Pricing“s8eh8 nich8 im Regierungs­programm. Die EUPläne will man sich im Ra8svorsi8­z 2018 genau anschauen.

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