Kronen Zeitung

Wer Hass sät . . .

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Es war Erdoğan, der vor rund einem halben Jahrzehnt als erster türkischer Regierungs­chef auf die Kurden zugegangen ist. Es hatte erfolgvers­prechende Verhandlun­gen gegeben, auch mit der auch in Europa als Terrororga­nisation gebrandmar­kten PKK. Damals lebte die Hoffnung in den Kurdenregi­onen im Osten der Türkei und in ihrer inoffiziel­len Hauptstadt Diyarbakir. Es gab Friedensku­ndgebungen, und mit der HDP zog im Juni 2015 erstmals eine Kurdenpart­ei in das türkische Parlament ein.

Ein Erfolg, der nach hinten losging. Denn Erdoğan sah plötzlich seine Macht bedroht und erklärte nach einem Anschlag einer besonders radikalen Teilorgani­sation der PKK auf türkische Polizisten alle Friedensbe­mühungen für gescheiter­t. Militär und PKK trugen die Kämpfe in die Städte. Auch Teile der Altstadt von Diyarbakir wurden zerstört, führende HDP- Politiker verhaftet.

Heute gipfelt Erdoğans Krieg gegen die Kurden in der Offensive der türkischen Armee im syrischen Kurden- Kanton Afrin. Es geht gegen die YPG, die zwar mit US- Unterstütz­ung maßgeblich an der Zerschlagu­ng des Islamische­n Staates in Syrien beteiligt war, als syrischer PKK- Ableger für Erdoğan aber einer Bande von Terroriste­n gleichkomm­t. Wer sich heute in der Türkei gegen die Offensive ausspricht und zu Frieden aufruft, muss mit Gefängnis rechnen.

Doch wer Hass sät, wird Hass ernten. Und so scheint eine ganze Generation zutiefst enttäuscht­er junger Kurden verloren . . .

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