Alle Facetten eines „ Wilden“
Belvedere 21: „ Günter Brus. Unruhe nach dem Sturm“
Aktion war nicht alles! Ein umfassende und klug gestalteten Schau erklärt Günter Brus in allen Facetten. Die Retrospektive wurde zum 80. Geburtstag des Künstlers zusammengestellt und gewährt einen Blick in die vielen Neigungen des nur allzu oft in eine Sparte gezwängten „ Wiener Aktionisten“( bis 12. August).
Die Ausstellung im Belvedere 21 ( dem einstigen 21er Haus) wurde in sechs Abteilungen nach Themen gegliedert: „ Malerei im erweiter- ten Feld“( Stichwort: Selbstbemalung), „ Günter und Anna Brus“, „ Bild und Narration“, „ Kollaborationen“( mit anderen Künstlern und Künstlerinnen), „ Theater und Psyche“und „ Berliner Zeit“( wohin er nach der sogenannten „ Uniferkelei“wegen einer drohenden Haftstrafe floh).
Zum Glück hat Kurator Harald Krejci den anderen ( späteren) Facetten in Brus’ Kunst ebenso breiten Raum gegeben wie den „ wilden Wiener Jahren“des steirischen Künstlers in den 60ern. Das Extreme – Brus ging in seinen Aktionen oft an psychische und physische Grenzen – ist zwar mit Fotos und Plakaten dokumentiert, steht aber gleichwertig mit seinen Fortentwicklungen, neuen Sichtweisen und seinem Interesse für Theater und für Literatur.
Wie sich Zeiten ändern! Nach Ende der Performances 1970 ( auch mit seiner Frau Anna) veröffentlichte er 1971 seinen ersten Roman „ Irrwisch“, den er mit Zeichnungen unterlegte. Neben der Malerei sind es Brus’ Zeichnungen, die in der Ausstellung faszinieren. Es braucht einiges an Zeit, Brus’ umfassendes Werk zu erforschen, auch zu erlesen.