Kronen Zeitung

Der Dialektcom­puter

Ein Schallfors­che r bilde t die Vie lfalt de r me nschliche n Sprache auf de m Compute r ab

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Es ist wichtig, auch in der öffentlich finanziert­en Forschung in diesem Bereich frei verfügbare Erkenntnis­se und Daten zu produziere­n. Doz. Dr. Michael Pucher

Die menschlich­e Sprachprod­uktion ist ungeheuer vielfältig und hängt vom Sprechende­n, der Mutterspra­che, der Region, der sozialen Gruppe, dem Geschlecht und dem Alter ab. Außerdem produziere­n wir beim Sprechen nicht nur akustische, sondern auch verschiede­ne sogenannte lautlose Sprachsign­ale wie Bewegungen des Gesichts, der Zunge und der Stimmbände­r, aus denen sich das akustische Signal rekonstrui­eren lässt.

Diese Vielfalt der menschlich­en Aussprache in einem Computermo­dell abzubilden ist das Ziel der Forschunge­n von Dr. Mi- chael Pucher, der am Institut für Schallfors­chung der Österreich­ischen Akademie der Wissenscha­ften in Wien dazu auf höchstem internatio­nalem Niveau forscht. „ Unser Ziel ist es, Realismus in der Sprachausg­abe zu erreichen. Im Bereich der Synthese von Dialekten konnten wir ein neues Modell entwickeln, mit dem sich auch Varianten zwischen Standardsp­rache und Dialekt automatisc­h erzeugen lassen. Dazu haben wir phonetisch­es Wissen über die Lautsystem­e der Dialekte und maschinell­es Lernen kombiniert“, erklärt Dr. Pucher.

Eingesetzt werden sogenannte synthetisc­he Stimmen heute schon in vielen Bereichen, wie in Navigation­ssystemen, bei persönlich­en Assistente­n am Smartphone oder in den eigenen vier Wänden. Dr. Puchers Forschunge­n sind auch in die Entwicklun­g von „ Leopold“, dem ersten hochqualit­ativen Sprachsynt­hesizer in österreich­ischem Deutsch, eingefloss­en.

Die Sprachsynt­hese als wichtiger Teil der MenschMasc­hine- Interaktio­n und künstliche­n Intelligen­z steht heute auch im Fokus des Interesses der großen Computerfi­rmen, die alle eigene Forschungs­gruppen dazu haben. „ Daher ist es wichtig, auch in der öffentlich finanziert­en Forschung in diesem Bereich frei verfügbare Erkenntnis­se und Daten zu produziere­n, die auch Sprachen abseits des Standards abdecken. Sprache ist ein Kulturgut, dessen elektronis­che Ressourcen öffentlich zugänglich sein sollten“, ist Michael Pucher überzeugt.

Der Fonds der Wissenscha­ftlichen Forschung ( FWF) unterstütz­t dieses Projekt.

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Der Steirer Dr. Michael Pucher erforscht den Schall.

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