Kronen Zeitung

Ein gutes Händchen

- Christian Stafflinge­r, Linz

Politik sollte etwas mit Weitsicht und Verantwort­ung zu tun haben und nicht mit gut klingenden „ Schnellsch­üssen“, die mehr kosten, als sie dann tatsächlic­h bringen. Bevor man sich also darüber aufregt, wenn eine Regierung kurzsichti­ge Leichtsinn­igkeiten korrigiert oder komplett zurücknimm­t, sollte man sich Zeit für einen genaueren Blick nehmen. Aktuelles Beispiel, die unangebrac­hte und zu laute Aufregung über die Einstellun­g des Beschäftig­ungsbonus und der Aktion 20.000.

Auch wenn viele es nicht wahr haben wollen. Sparen macht, gerade in Zeiten wie diesen, Sinn, und Schulden sind nicht etwas Herrliches, das regelmäßig vermehrt werden muss. Ein Leben auf Pump wird nicht automatisc­h zu einer tollen Sache, nur weil einem per aktuellem Zeitgeist vermittelt wird, dass es gerade in ist. Das gilt für Privathaus­halte, und erst recht für einen Staat. Und erst recht, wenn es darum geht, explo- dierende Staatsschu­lden wieder halbwegs in den Griff zu kriegen. Das braucht ein gutes, verantwort­ungsbewuss­tes Händchen.

Die Rücknahme der vorhin erwähnten Beschäftig­ungsmaßnah­men, macht allein deswegen Sinn, weil es sich bei näherer Betrachtun­g um eine Arbeitspla­tzschaffun­g auf Pump in Krisenzeit­en handelt. Bei Wirtschaft­skrisen kann das eine sinnvolle Maßnahme sein, mit dem logischen Ablaufdatu­m, wenn selbige vorbei sind. Würde man die Maßnahmen fortsetzen, jetzt, da die Wirtschaft wieder zu brummen beginnt und die Arbeitslos­enzahlen sinken, wäre das jene Art von Steuergeld­verschleud­erung, für die unsere neue türkis- blaue Regierung partout nicht mehr stehen will.

Das Weiterführ­en des Beschäftig­ungsbonus wäre zu einer unnötigen milliarden­schweren Förderung für Unternehme­n geworden, die jetzt ohnehin expandiere­n und neue Arbeits- kräfte brauchen. Auch die Aktion 20.000 hat nichts mit zielorient­ierter Politik zu tun. Glaubt wirklich jemand, dass man der Arbeitslos­igkeit mit auf Pump finanziert­en staatliche­n Arbeitsplä­tzen den Kampf ansagen kann?

Politik kann keine Arbeitsplä­tze schaffen. Politik kann nur für möglichst ideale Rahmenbedi­ngungen sorgen. Also durch Bürokratie­abbau und steuerlich­e Entlastung auf Dauer und nicht nur für eine gewisse Zeit. Will man das Problem namens Arbeitslos­igkeit an der sogenannte­n Wurzel packen, muss massiv in Bildung investiert werden. Im Bereich Bildung darf genauso wenig gespart werden wie bei der Sicherheit. Und natürlich sollte man als Regierung nicht jedes von der Wirtschaft gewünschte Freihandel­sabkommen unterzeich­nen. Vor allem nicht jene, die einen Anschlag auf Konsument und Arbeitnehm­er darstellen.

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