Kronen Zeitung

Buchhalter war einsam: Mit Firmengeld Freunde gekauft

Mehr als 360.000 Euro in sieben Jahren eingesteck­t

- Silvia Schober

Ein Häufchen Elend hockt da mit 37 Jahren auf der Wiener Anklageban­k. Ein Buchhalter, der jahrelang Geld seines Arbeitgebe­rs auf sein eigenes Konto überwies – mehr als 360.000 Euro. Warum? Weil er derart einsam war, dass er für Freundscha­ften bezahlte.

„ 23 Jahre lang habe ich ein Doppellebe­n geführt, gefangen in mir“, flüstert der Angeklagte vor Richter Johannes Varga, „ die Einsamkeit, das Wissen, dass du was Falsches machst. Ich bin froh, dass alles zu Ende ist.“

Er lebte bei der Mutter, hatte keine Freunde. Seine homosexuel­le Neigung hatte er sich lange nicht eingestand­en. Dann lernte er jemanden kennen: „ Ich hatte zum ersten Mal einen Freund in meinem Leben, ich war wirklich glücklich.“Er zahl- te diesem Mann die Miete. „ Doch der wollte immer mehr und mehr“, sagt der 37- Jährige und meint nicht Liebe, sondern Geld: „ Ich habe ihm einen Kredit ausbezahlt in der Hoffnung, dass ich ihn nicht verliere.“Was doch geschah. Dann traf er sich mit anderen, bezahlte sie: „ Es ging mir nie um Sex, sondern darum, dass jemand da ist. Ich hatte Angst vor der Einsamkeit.“Das Geld dazu nahm er sich vom Arbeitgebe­r.

Anwalt Elmar Kresbach: „ Er ist wie Plastilin. Das haben manche erkannt und ausgenutzt.“– Urteil: 24 Monate Haft, davon 8 unbedingt für den 37- Jährigen.

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7 Jahre lang steckte der Buchhalter Geld ein ( Symbolfoto)

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