Heiteres Bezirksgericht
Scherben bringen Glück
Alsdann,
de Gschicht war a so“, berichtete Herr H. dem Bezirksrichter. „ I war neilich spät in der Nacht, ma kann aa sagn zeitlich in der Fruah, in aner Gulaschhüttn und hab ma durt a Gulaschsuppn bestellt. I hab bei dera Kältn so an Gusta auf was Warmes ghabt und an Hunger; hat a Ewigkeit braucht, bis is kriagt hab; na endlich wars da, i probiers, kummts ma a bissl sauer vur.
Sagt a Gast, der was nebn mir gsessn is: , Kummt Ihna de Suppn aa sauer vur? Lassn S kostn, weil meine war aa sauer. Wann Ihnere aa sauer is, beschwer ma se.‘
Drauf schiab i eahm mein Teller hin, er nimmt zwa gupfte Löffln, zerdruckts mit der Zungen, schmatzt wia a Antn, nimmt se an drittn Löffl und sagt: , Nafreilich. Dasselbe wia bei mir. Da is vül z vül Essig drinn. I versteh den Wirtn net! De Bedienung wenig herzlich, de Portionen herzlich wenig und dann no so sauer! Ma könnts a bissl paprizieren, vertragn S an Paprika? Weil dann gib i Ihna no a bissl an eine, des nimmtdes Saure weg!‘ Und bei diesen Worten hat er ma aus an Paprikastreuer zwa stärkere Streuungen in de Suppn ghaut, hat umgrührt, hat zwa Löffln voll kost, hat an Pfeffer dazuaghaut, hat wieder kost, und hat dann mit der Aufforderung , I glaub, jetzt gehts!‘ denTeller zu mir umegschobn.
I hab zerst glaubt, des is seiner, weil nix mehr drin war, es war aber meiner, nur war meiner scho leerer wia seiner, grad, dass untn no a Flaxerl und a rots Paprikalackerl drin war. Und nachdem i aber für a Flaxerl und a Späuterl in an Lackerl net sechs Euro zahl, i bin ja ka Trottel, wollt i mit dem Mann a ernstes Wurt redn. Es war aber durt so a Wirbl, dass ma sei eigenes Wurt net verstandn hat, und außerdem hat se der Herr scho entfernt ghabt und hat bei an Nebentisch an andern Gast a Bohnensuppn gschmackig gmacht. I hab nur gsehn, wia er in der Hand a Maggiflascherl und in der andern sein Löffl hat und wia er umrührt und kost, und dann war der Wickl beinander, weil der Zweite hat se sei Suppn net zsammessn lassn. Es hat sogar Scherben gebn; ma verwendet gern den Spruch, Scherben bringen Glück. Ob des bei Ihna aa stimmt, Herr Rat, werdn ma ja sehn, wann S Ihna Kapperl aufsetzn.“
Das „ Scherbengericht“des Bezirksrichters fiel milde aus: Der Suppenkoster und der Tellerzertrümmerer erhielten je einen strengen Verweis.