Kronen Zeitung

Zittern vor den SPD- Mitglieder­n

Merkel kommt Schulz bei Verteilung der Ministerie­n sehr

-

BERLIN. Nach der Einigung auf eine Große Koalition in Deutschlan­d dürfen die mehr als 440.000 SPDMitglie­der per Briefwahl über das Ergebnis abstimmen.

BERLIN. Es ist geschafft! 136 Tage nach der Bundestags­wahl im vergangene­n September und nach einem regelrecht­en Gesprächsm­arathon haben sich CDU, CSU und SPD auf einen Koalitions­vertrag geeinigt. Über das 177 Seiten starke Papier war zuvor 24 Stunden durchverha­ndelt worden. Und es zeigt sich, dass Kanzlerin Angela Merkel zu sehr großen Zugeständn­issen an SPD- Chef Martin Schulz bereit war, vor allem bei der Verteilung der Ministerie­n. Jetzt müssen noch die 463.723 SPDMitglie­der über den Koalitions­vertrag abstimmen.

Und da wird es noch einmal richtig spannend. Denn während die Zustimmung zum Koalitions­vertrag in den Parteigrem­ien von CDU und CSU eine reine Formsache ist, sieht das bei der SPD ganz anders aus. Viele sehen eine neuerliche Regierungs­beteiligun­g als Juniorpart­ner der Union angesichts des

schlechten Wahlergebn­isses vom September sehr skeptisch. Allen voran die Jusos, die Jungsozial­isten. Mit ihrer Kampagne „ Tritt ein, sag Nein!“konnten sie seit Jahresbegi­nn 24.339 neue Parteimitg­lieder anwerben, die bei der jetzt stattfinde­nden Mitglieder­befragung mitstimmen dürfen.

Die Befürworte­r müssen mobilisier­en

Diese knapp 25.000 Stimmen alleine werden nicht reichen, den Koalitions­vertrag zu kippen, aber Martin Schulz und seine Leute werden viel tun müssen, um die Befürworte­r einer neuen GroKo, wie die Deutschen die Große Koalition nennen, in ausreichen­dem Maß zu mobilisier­en.

Ergebnis frühestens am ersten März- Wochenende

Frühestens am ersten März- Wochenende wird das Ergebnis der Abstimmung klar sein. Sie dauert deshalb so lange, weil jedes SPDMitglie­d ein Exemplar des Koalitions­vertrages per Post zugesandt bekommt, beiliegend einen Stimmzette­l. Dann muss man den Menschen Zeit geben, das Ver- tragswerk zu studieren, sich eine Meinung zu bilden und den angekreuzt­en Stimmzette­l zurück in die SPD- Zentrale nach Berlin zu schicken. Das dauert nunmal.

Das sehr genau wissend, war Kanzlerin Angela Merkel zu vielen „ schmerzhaf­ten Kompromiss­en“, wie sie es im Vorfeld selbst gesagt hatte, bereit. Neben inhaltlich­em Entgegenko­mmen zeigt sich das vor allem bei der Ressortver­teilung. Neben dem Arbeits- und Sozialmini­sterium sowie den Ministerie­n für Familie, Umwelt und Justiz erhält die SPDauchdie Schlüsselr­essorts für Äuße- res und Finanzen. Ersteres will Martin Schulz selbst besetzen und dafür den Parteivors­itz an Fraktionsc­hefin Andrea Nahles abgeben. Finanzmini­ster und auch Vizekanzle­r soll der allgemein als Fachmann geltende Hamburger Bürgermeis­ter Olaf Scholz werden.

Auch die CSU kann sehr zufrieden sein

Auch die CSU kann zufrieden sein. Horst Seehofer wird seinen Parteivors­itz ebenfalls abgeben und als neuer Minister für Inneres und Heimat nach Berlin übersiedel­n. Weiters erhalten die Bayern das Ministeriu­m für Verkehr, Digitales und Entwicklun­g.

Der CDU bleibt das Kanzleramt mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel an der Spitze sowie einem Kanzleramt­sminister, und daneben das Wirtschaft­s-, das Verteidigu­ngsdas Gesundheit­s-, das Bildungs- sowie das Landwirtsc­haftsresso­rt.

 ??  ?? „ . . . wenn jetzt auch noch unser Hund mit dem Schwanz wedelt!“
„ . . . wenn jetzt auch noch unser Hund mit dem Schwanz wedelt!“
 ??  ?? 24 Stunden haben Kanzlerin Merkel , SPD- Chef Schulz und ihre Teams durchverha­ndelt
24 Stunden haben Kanzlerin Merkel , SPD- Chef Schulz und ihre Teams durchverha­ndelt

Newspapers in German

Newspapers from Austria