Kronen Zeitung

Postenverg­abe: Und immer lockt die Macht

- georg. wailand@kronenzeit­ung. at

Natürlich können Sie sich noch erinnern, wie die FPÖ gegen den Postenscha­cher von Rot- Schwarz gewettert hat. Das sei ungeheuerl­ich, so etwas müsse abgestellt werden, daher sei es so wichtig, die FPÖ zu wählen. Nun, wie die Realität ausschaut, haben wir jetzt bei der Besetzung der ÖBBAufsich­tsratspost­en gesehen: Ohne viel Federlesen­s hat Infrastruk­turministe­r Hofer nach dem Motto „ Rot raus, Blau rein“agiert.

Überrasche­nd war dabei die Entschloss­enheit: Einmal an der Macht, wird sie auch schonungsl­os ausgenützt. Das verheißt nichts Gutes für die weiteren Personalen­tscheidung­en im staatsnahe­n Bereich, etwa wenn es darum geht, die wertvollen Beteiligun­gen an OMV, Telekom, Post & Co. zu managen. Sind da Fachleute, egal, ob mit oder ohne Parteibuch, kein Thema?

In einer Studie der Uni Wien wurden minutiös 1200 Besetzunge­n in 87 Kapitalges­ellschafte­n mit mehrheitli­chem Staatsbesi­tz analysiert. Der Griff der Parteien nach den Führungsjo­bs in den immer noch überdimens­ionalen Staatsbetr­ieben hat in Österreich seit 1945 schlechte Tradition.

In den 1970er- Jahren waren 13 Prozent der Erwerbstät­igen in öffentlich­en Unternehme­n – ein Rekordwert unter den westlichen Industrien­ationen. Trotz anschließe­nder Privatisie­rungen liegen wir immer noch im Spitzenfel­d.

Von einer neuen Regierung, die auch einen neuen Stil versproche­n hat, darf man eigentlich mehr Sachbezoge­nheit im Interesse des Landes erwarten. Oder will Kurz bei FPÖ- Besetzunge­n so wegschauen, wie es früher Wolfgang Schüssel tat?

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