Kronen Zeitung

SPD- Knalleffek­t: Schulz verzichtet

Er wollte den Parteifreu­nd Gabriel als Minister verdrängen, aber das war zu viel

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Der scheidende SPD- Chef Schulz hat nun auch auf das Außenminis­teramt verzichtet. Dort wollte er Sigmar Gabriel verdrängen. Doch die Parteibasi­s revoltiert­e.

BERLIN. In der SPD überschlag­en sich die Ereignisse. Der scheidende SPD- Chef Schulz war nur einen Tag neuer Außenminis­ter. Er verzichtet­e unter Druck, um ein Ja der Mitglieder für eine GroKo nicht zu gefährden.

Chaos total in der SPD. Schulz erklärte gestern in Berlin, durch die Diskussion um seine Person sehe er ein erfolgreic­hes Votum der kommenden Parteimitg­liederabst­immung für eine neue große Koalition als gefährdet an. „ Daher erkläre ich hiermit meinen Verzicht auf den Eintritt in die Bundesregi­erung und hoffe gleichzeit­ig inständig, dass damit die Personalde­batten innerhalb der SPD beendet sind.“

Hintergrun­d für die Entscheidu­ng ist offensicht­lich der Unmut an der SPD- Basis und besonders im größten Landesverb­and Nordrhein-Westfalen über Schulz, der ursprüngli­ch erklärt hatte, nicht in eine Regierung von Kanzlerin Angela Merkel einzutrete­n.

Die Revolte der Parteibasi­s hatte Noch- Außenminis­ter Sigmar Gabriel ausgelöst. Er hatte Schulz „ Wortbruch“vorgeworfe­n.

Der von Schulz geschasste Außenminis­ter und SPDChef- Vorgänger hatte der Parteiführ­ung schwere Vorwürfe gemacht: „ Was bleibt, ist eigentlich nur das Bedauern darüber, wie respektlos bei uns in der SPD der Umgang miteinande­r geworden ist und wie wenig ein gegebenes Wort noch zählt.“

Gabriel hatte im Jänner zugunsten von Schulz auf den Parteivors­itz und die Kanzlerkan­didatur verzichtet. Dafür wurde er Nachfolger von Steinmeier als Außenminis­ter. Schulz hatte ihm damals für den Fall einer neuen Großen Koalition versproche­n, dass er das Außenamt behalten darf.

Donnerstag platzte Gabriel der Kragen, als sich Schulz zum neuen Außenminis­ter nominierte, um seine Karriere zu retten. Gabriel zitierte seine Tochter, die sich nun auf mehr Freizeit mit ihrem Vater freute: „ Ist doch besser als mit dem Mann mit den Haaren im Gesicht.“Gemeint ist Schulz.

„ Es ist ja klar, dass ich bedauere, dass diese öffentlich­e Wertschätz­ung meiner Arbeit der neuen SPD- Führung herzlich egal war“, rechnet Gabriel mit der ganzen Parteiführ­ung ab. Er wisse, dass in der Politik auch schon mal mit harten Bandagen gestritten werde. „ Aber es sollte mit offenem Visier erfolgen.“

In die Augen schauen aus der Mode gekommen

Gabriel weiter: „ Ich komme wohl noch zu sehr aus einer analogen Welt, in der man sich nicht immer nur umschleich­t, sondern sich einfach mal in die Augen schaut und die Wahrheit sagt. Das ist anscheinen­d aus der Mode gekommen.“

Der Chef des größten Landesverb­andes NordrheinW­estfalen, Mike Groschek, hatte dann gestern mit Blick auf Schulz betont: „ Es gibt Diskussion­en um die Glaubwürdi­gkeit.“Dem müssten sich Schulz und der gesamte Parteivors­tand vor dem Mitglieder­entscheid der SPD stellen. „ Ich kann die Gefühlswal­lung und manche Faust auf dem Tisch verstehen.“

Gabriel soll nun doch Außenminis­ter bleiben

Nach dem Schulz- Rückzug mehrten sich in der Basis die Stimmen, dass Sigmar Gabiel Außenminis­ter bleiben solle. Gabriel ist laut Umfragen der beliebtest­e SPD- Politiker. Juso- Chef Kühnert setzt seine AntiGroKo- Kampagne fort.

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Rüder Umgang unter den Genossen: Schulz ( re.) nahm Gabriel im Handstreic­h das Außenamt weg, obwohl er es ihm doch versproche­n hatte.

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