Die guten Bobos
Volkstheater: Neues von Ronen
Die israelische Regisseurin Yael Ronen steht für warmherzige, humorvolle Ensemblearbeit, die oft um jüdische Identität und das Überleben im Nahen Osten kreist. Mit dem Volkstheater- Projekt „ Gutmenschen“nähert sie sich der Flüchtlingsthematik in der Gestalt einer Familiengroteske aus dem Bobo- Milieu. Ermüdungserscheinungen sind unverkennbar.
Das Burgtheater begann mit Elfriede Jelineks wutglühenden „ Schutzbefohlenen“, das Akademietheater rückte das Flüchtlingsthema mit der Filmdramatisierung „ Diese Hartmanns“in den Boulevard, die „ Josefstadt“erfreute mit Peter Turrinis Volksstück „ Fremdenzimmer“. Yael Ronen thematisiert nun – als Fortsetzung eines früheren Projekts – das reale Schicksal eines von der Abschiebung bedrohten Irakers, der auch als Laiendarsteller auf der Bühne steht.
Ihm ist von Herzen alles Gute zu wünschen, aber Theater ist mehr als Gesinnung mit verteilten Rollen. Neuerdings werden große Theatermacher wie Peymann und Castorf unter # Metoo- Vorwand belästigt, weil sie Schauspieler an Grenzen treiben. Das wäre auch dieser Produktion gut bekommen. Denn hier waltet zwar passagenweise satirisches Großformat . Doch ist das Resultat schauspielerisch belanglos, und die Selbstironie wird von der Ergriffenheit über die eigene Gutartigkeit beeinträchtigt.
Birgit Stöger und Sebastian Klein verkörpern das Geschwisterpaar – sie „ Lifestyle- Bloggerin“, er „ Poet“–, das sich um den im Haushalt wohnhaften irakischen Cousin müht: für Bobos eine zum Schreien komische Konstellation, für andere die etwas geschwätzige Wiederaufbereitung eines weitgehend ausliterarisierten Themas.