In Korea ist man ganz schnell ein Jahr älter
Olympia im Gsicht. Okay, fünf Ringe sind’s nicht, aber zwei sind auch schon zwei z’viel. Also irgendwie vier.
Dass man schon nach wenigen Tagen so alt aussehen kann???
Erschreckend. Vor allem weil das ganze Theater ja nicht schon morgen vorbei sein wird. Nein, Leute – es wartet noch ein ganzer Berg an olympischer Arbeit. Da wird am Ende sogar der Spiegel Falten kriegen. Uff.
Und was brauchst in Situationen, in denen das Selbstbewusstsein grad einmal Gassi gegangen ist, wie eine Fieberblase? Kollegen, die einem freundlich auf die Schulter klopfen und grinsend sagen: „ Du bist hier in Südkorea wirklich um ein Jahr älter geworden!“
Was leider stimmt. Auch abgesehen vom Aussehen. Denn in Korea wird das Alter anders berechnet als in Mitteleuropa: Es wird mindestens ein Jahr, in manchen Fällen sogar zwei Jahre dazugerechnet.
Weil man in diesem Land die neun Monate im Mutterleib dazuzählt. Zudem werden die ersten 100 Tage im Leben traditionell im großen Kreis der Familie gefeiert.
Woraus sich die Formel für die Altersberechnung ergibt: 9 Monate + 100 Tage = ein Jahr alt.
Außerdem wird jede & jeder in Korea am Neujahrstag nach dem Mondkalender ein Jahr älter. Beispiel: Wenn ein Kind am Silvestertag geboren wird, ist es wie gesagt ein Jahr alt – und am nächsten Tag schon zwei. Obwohl der junge Erdenbürger gerade vor zwei Tagen das Licht der Welt erblickt hat. Hääää? Nun, andere Länder, andere Sitten. Da die Berechnung des koreanischen Lebensalters zugegeben etwas schwierig ist, empfiehlt es sich in diesem Land, auf die Frage nach dem Alter das Geburtsjahr anzugeben.
Wobei . . . das einen in Nordkorea auch nicht viel weiterbringt. Denn dort schreibt man nicht das Jahr 2018. Staatsgründer Kim Ilsung hat 1997 verfügt, dass sein Geburtsjahr 1912 die Stunde null gewesen sei. Nach dem Juche- Kalender findet das derzeitige Olympia im Jahr 106 statt.
Und weil nördlich der Grenze die Uhren wirklich ganz anders gehen, ließ Jung- Diktator Kim Jong- un vor zwei Jahren auch die Uhren umstellen. Die „ von boshaften japanischen Imperialisten“aufgezwungene Zeit wurde abgeschüttelt und durch die „ PjöngjangZeit“ersetzt. Vorgestellt. Eine halbe Stunde. Ganz richtig ticken die nicht.