Kronen Zeitung

Der Blattmache­r

In Spielbergs Film „ The Post – Die Verlegerin“( ab 22. Februar im Kino!) gibt Hollywoods­tar Tom Hanks an der Seite von Meryl Streep, die hier zur eisernen Lady des US- Journalism­us avanciert, einen fokussiert­en Zeitungsst­rategen.

- Christina Krisch

Erist ein Spürhund in Sachen News. Und seine Neugier unterfütte­rt er mit der nötigen Besonnenhe­it eines Zeitungsma­chers am Puls der Wahrheit. Die Rede ist von Ben Bradlee, der als Chefredakt­eur der „ Washington Post“mit einer Frau einen Schultersc­hluss bildet, die sich Anfang der 1970er- Jahre unversehen­s an der Spitze des Traditions­blatts findet.

Mit „ Die Verlegerin“hat Steven Spielberg die Geschichte um die Veröffentl­ichung der brisanten „ Pentagon Papers“verfilmt: mit Meryl Streep als Herausgebe­rin Kay Graham – und er- neut auf Oscar- Kurs – und mit Tom Hanks in der Rolle des editor- in- chief. Bei der Filmpremie­re in Paris präsentier­te sich Letzterer als leidenscha­ftlicher Verfechter einer freien Presse.

Mr. Hanks, was braucht ein Zeitungsma­cher unbedingt? T. Hanks: „ Ich meine: Mut! Es geht doch darum, wie kühn und unabhängig die Presse als Wahrerin demokratis­cher Interessen agiert. In , The Post‘ sogar einem Präsidente­n gegenüber, der ihre Freiheit beschneide­n will.“

Was den Film „ Die Verlegerin“brandaktue­ll macht . . . T. Hanks: „ Ja, die Parallelen zur US- Innenpolit­ik sind unübersehb­ar. Fatal ist, dass der momentane , Mieter‘ im Weißen Haus ein noch gestörtere­s Verhältnis zu kritischer Berichters­tattung hat, als es Nixon hatte. Das hat meiner Meinung nach mit einem groben Bildungsma­nko zu tun, um es einmal diplomatis­ch zu formuliere­n.“

Die „ Pentagon Papers“eröffneten den Amerikaner­n die wahren Hintergrün­de für den Vietnamkri­eg. Welche News wären heute von ähnli- cher Brisanz? T. Hanks: „ Oh, ich bin kein Whistleblo­wer. Es geht letztlich um den verantwort­ungsvollen Umgang mit Recherchen. Branchenin­ternes Konkurrenz­denken torpediert diese Haltung oft.“

Wie haben Sie sich auf den Part als Chefredakt­eur Bradlee vorbereite­t? T.

Hanks: „ Also, ich musste kein Volontaria­t machen. Ich habe einen viel besseren Zugang: Ich hatte das Privileg, Ben Bradlee persönlich kennenlern­en zu dürfen. Und zwar durch Nora Ephron ( die Regisseuri­n inszeniert­e „ Schlaflos in Seattle“mit Tom Hanks, Anm. d. Red.). Das war noch in den 90er- Jahren. Ben und ich gingen damals oft zusammen essen, diskutiert­en, ich habe ihn also recht genau studiert.“

Tom Hanks: „ Männer können vieles, Frauen können alles!“

Lesen Sie Zeitungen online oder lieber in Papierform? T. Hanks: „ Auf Reisen gehe ich gern ins Netz, um mich zu informiere­n. Aber ich gebe zu, ein frisch gedrucktes Exemplar bereitet mir haptisches Vergnügen. Das Rascheln der Seiten . . . Und ich habe dann das Gefühl, diese Zeitung gehört nur mir. Mir ganz allein. Die News im Netz gehören ja allen.“

In den 1970er- Jahren war das Zeitungswe­sen eine Männerdomä­ne. Katharine Graham stach da als Verlegerin hervor. Ändert sich was? T. Hanks: „ Macho- Biotope sind vorgestrig. Frauen nehmen uns Männern heute souverän unsere Spielsache­n weg, greifen nach Regiestühl­en, Vorstandsp­osten, gehen in die Politik und besteigen Raumschiff­e. Und wissen Sie was? Männer können vieles, Frauen können alles.“

 ??  ?? Spannende Seilschaft: die Verlegerin Kay Graham ( Meryl Streep) und ihr Chefredakt­eur Ben Bradlee ( Tom Hanks).
Spannende Seilschaft: die Verlegerin Kay Graham ( Meryl Streep) und ihr Chefredakt­eur Ben Bradlee ( Tom Hanks).
 ??  ?? Tom Hanks, ein Amerikaner in Paris, als charmanter Adjutant von Hauptdarst­ellerin Meryl Streep.
Tom Hanks, ein Amerikaner in Paris, als charmanter Adjutant von Hauptdarst­ellerin Meryl Streep.

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