„ Gepflanzt“und doch zusammengewachsen
Dreiländereck Kärnten– Italien– Slowenien: Am Schnittpunkt der drei Kulturen wird der EU- Gedanke Tag für Tag gelebt – trotz Hindernissen
Italiener, Slowenen und Österreicher waren im Dreiländereck immer Freunde!“, sagt Jure Preschern. Er ist echter AlpenAdria- Bürger. Er spricht drei Sprachen, betreibt auf dem italienischen Monte Lussari – dem gemeinsamen Wallfahrtsberg der drei Kulturen – ein Wirtshaus. Für ihn gibt es dank der EU keine Grenzen mehr: „ Alles andere würde uns 50 Jahre in der Geschichte zurückwerfen.“
Der Vater dreier Töchter ( 12, 6 Jahre und sieben Monate) ist ein gebürtiger Slowene, lebt seit seiner Kindheit in Italien. Und im benachbarten Kärnten kennt ihn so gut wie jeder. „ Früher sind alle nach Tarvis gekommen und haben sich mit italienischen Produkten eingedeckt. Der Fleischhacker verkaufte bis zu 80 Kilogramm Mortadella am Tag, mein Vater lieferte als Elektrohändler jede Woche eine Lkw- Ladung Waschmaschinen nach Slowenien. Und die Österreicher schmuggelten die Lederjacken über die Grenze“, erinnert sich der 45- Jährige: „ Nach der Grenzöffnung mussten wir uns hier völlig neu orientieren, denn plötzlich gab es unsere Produkte überall. Wir setzten in Tarvis auf
den Tourismus, investierten in Qualität, verschönerten den Ort und lernten die Sprachen in unserer DreiländerRegion.“
„ Die EU hat uns den Frieden gebracht!“
Ärger über neue Naturschutzvorgaben, Almvermessungen, Chaos in der Flüchtlingsdebatte und Bürokratie: Auch wenn sich einige im Alpen- Adria- Raum von den EU- Regeln in den vergangenen Jahren „ gepflanzt“fühlten, sind Bürger und Wirtschaft in der Region mittlerweile eng zusammengewachsen. Heute arbeiten viele Italiener auch im nahegelegenen Villach, wo man deren Sprachkenntnisse schätzt. Viele Kärntner zieht es wiederum zu Jure und den anderen Lussari- Wirten auf den Wallfahrtsberg; und natürlich an die Strände an der Adria, die nur einen Katzensprung entfernt sind.
Jure selbst wechselt die Sprachen während des „ Kro- ne“- Gesprächs, als ob es das Selbstverständlichste wäre: „ Slowenen, Italiener und Österreicher leben nur wenige Kilometer auseinander, hatten untereinander nie Probleme, denn wir haben doch alle dieselben Sorgen und Nöte. Getrennt hat uns immer nur die Politik.“Gar keine Hindernisse gebe es für Jure, „ wenn jeder von uns die Sprache des anderen sprechen könnte.“
Die größte Sorge bereitet dem Alpen- Adria- Bürger die politische Situation in Europa: „ Die EU ist nicht perfekt, aber sie hat uns das Allerwichtigste gebracht, den Frieden. Wenn jetzt die Grenzen wegen ein paar Flüchtlingen wieder geschlossen werden, dann würde uns das in der Geschichte 50 Jahre zurückwerfen. Das will im Dreiländereck sicher niemand.“
KÄrnten profitiert enorm von der EU. Die HerAusforderungen, vor denen sie steht, müssen gemeinsAm gelöst werden.
Peter Kaiser, Landeshauptmann von Kärnten.