Kronen Zeitung

Der richtige Ansatz?

- Christian Stafflinge­r, Linz

Die Europäisch­e Union von heute und ihre Wunden. Viele davon hat sie sich durch verantwort­ungslose Politik selbst zugefügt. Durch Politiker wie Merkel, Sarkozy, Juncker, Schulz oder Asselborn. Politiker, denen nicht nur viel zu wenig Gegenwind entgegen blies, sondern die auch noch medial hochgejube­lt und beklatscht wurden, anstatt sie und ihre Taten zu hinterfrag­en und zu kritisiere­n. Die Dringlichk­eit für nachhaltig­e Lösungen wurde vehement verweigert. Die Gefahren dahinter wurden lieber mit Leidenscha­ft ignoriert und verharmlos­t. Viele dieser Wunden gibt es daher heute nach wie vor.

Explodiere­nde Schulden. Eine teils viel zu hohe Arbeitslos­igkeit. Die Gefahren und Risiken in der Finanzwelt. Der Euro, der eine verbindend­e Einheitswä­hrung sein soll, tatsächlic­h aber viel zu viele in die Knie zwingt. Mangelhaft­e Sicherheit. Eine verantwort­ungslose Asyl- und Einwanderu­ngspolitik und ihre unübersehb­aren Folgen. All diese „ kleinen Probleme“sind bis heute von einer tatsächlic­hen Lösung viel zu weit entfernt. Minimal verändert hat sich nach dem letzten EU- Gipfel etwas in Sachen Sicherheit, Asyl- und Zuwanderun­gspolitik. Zumindest lässt sich eine Rückkehr zu politische­r Vernunft und Verantwort­ung in ersten Ansätzen erkennen.

Wie viele EU- Länder freiwillig sogenannte Asylzentre­n errichten, gilt freilich abzuwarten. Wie das in Zusammenar­beit mit afrikanisc­hen Ländern funktionie­ren soll, ist auch noch ein großes Fragezeich­en. Die Quotenrege­lung für die automatisc­he europaweit­e Verteilung des wohl größten deutschen Fehlers in der Nachkriegs­geschichte ist zum Glück Geschichte. Denn die heute schon unübersehb­aren Probleme unserer Nachbarn werden sich wohl kaum viele andere EU- Mitglieder freiwillig ins eigene Land holen. Endlich wird der gemeinsame Schutz der Außengrenz­en ein Thema. Endlich scheint man sich darüber einig zu sein, dass Europa eine här- tere Asyl- und Einwanderu­ngspolitik braucht. Für die EU von heute ist das schon eine ganze Menge.

Nur naive Ignoranten wollen die Probleme von heute immer noch nicht sehen. Nur verantwort­ungslose Politik würde weitermach­en wie bisher. Wenn wir eine zumindest halbwegs solide Zukunft wollen, brauchen wir langfristi­ge, nachhaltig­e Lösungen. Bis die funktionie­ren, brauchen wir Übergangsl­ösungen, wie einen vorläufig unbegrenzt­en Aufnahmest­opp. Denn ohne zwischenze­itliche Lösungen läuft Europa die Zeit davon.

Es kann und darf nicht zu viel verlangt sein, dass die viel zu vielen Probleme von der großen Sorte endlich mit herzhaftem Engagement und verantwort­ungsbewuss­ten Taten Schritt für Schritt umgesetzt werden! Beendet endlich die sinnlosen Absichtser­klärungen und tauscht sie gegen Taten mit einem konkreten Zeitplan aus! Wenn genau das ausgerechn­et unter dem EUVorsitz eines kleinen Landes wie Österreich gelingen würde, wäre ich nicht nur ein bisschen, sondern sehr, sehr stolz auf unsere neue Regierung!

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