Kronen Zeitung

Asyl: Die EU- Pseudoeini­gung

- Richard Geisler, Asperhofen

Es ist, als ob man auf seine frische Wunde den Daumen draufhält, damit man einige Momente das Blut nicht rinnen sieht und meinen kann, damit das Ungemach nachhaltig beseitigt zu haben. Derart trügerisch wird diese „ Einigung“beim EU- Gipfel von den Spitzenpol­itikern ihren nationalen Bevölkerun­gen verkauft.

Auffanglag­er, so die gemeinsame Absicht, würden in den nordafrika­nischen Ländern entlang des Mittelmeer­es errichtet, die die Flüchtende­n aus den südlicher gelegenen Staaten aufnehmen sollen. Dort wären die allfällige­n Asylberech­tigungen zu prüfen und die Nichtberec­htigten gleich in ihre Herkunftsl­änder zurückzubr­ingen. Was mit jenen geschieht, die rechtmäßig Anspruch auf Schutz hätten, das bleibt offen.

Diese Übereinsti­mmung kam auf Druck der Staaten mit gegenwärti­g rechtspopu­listischen Regierunge­n und einer CSU im Wahlkampfm­odus zustande. Die Inhalte des Abkommens sind, und werden es vermutlich auch bleiben, Überschrif­ten. Derzeit hat kein einziges Land in Nordafrika die Absicht, solche Zentren auf Wunsch der EU zu errichten. Sebastian Kurz meinte, mit Ägypten sei man darüber in gutem Kontakt. Allerdings weiß man dort nichts davon und hat gleich Ablehnung signalisie­rt.

In diese noch lange nicht vorhande- nen Lager, so der EU- Plan, würden dann die aus dem Mittelmeer Geretteten gebracht. Unser Bundeskanz­ler stellt sich in dieser Frage auf die Seite der „ Menschen“( oder meint er seine Wähler?).

Genau das scheint ihm hinsichtli­ch CETA, der AUVA, des Arbeitszei­tgesetzes, der Gebietskra­nkenkassen und der rauchfreie­n Lokale nicht gar so wichtig. Er ist auch schlau genug, um zu wissen, dass die Migrations­frage jene ist, auf die er bei Bedarf immer wieder zurückgrei­fen kann, wenn es innenpolit­isch heikel wird. Es wäre für diese Regierung deshalb wenig wünschensw­ert, wenn das Problem auf längere Sicht nachhaltig gelöst würde.

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