Kronen Zeitung

Nicht die feine Art

- doris. vettermAnn@ kronenzeit­ung. At

Dass sich die Zeiten und die Lebensumst­ände geändert haben und es daher auch mal nötig ist, länger zu arbeiten, dagegen ist nichts einzuwende­n. Noch weniger gegen eine Flexibilis­ierung der Arbeitszei­t, die auch eine längere Freizeit gestattet.

Das Problem beim derzeit tobenden Kampf um die Arbeitszei­t ist aber nicht das Gesetz selbst, sondern die Art und Weise, wie es von der Regierung umgesetzt, ja durchgepei­tscht wird. Höflich gesagt, ist es nicht die feine Art. Man kann es aber sicher auch drüberfahr­en, austrickse­n, Dampfwalze­n- Technik, ignorant oder ohne Rücksicht auf Verluste nennen.

Die Regierung hat es verabsäumt, auf die Sorgen und Bedenken der Menschen einzugehen, ja sie überhaupt hören zu wollen. Die Regierung hat es verabsäumt, jene ernst zu nehmen, die Angst haben, dass sie ihren Job verlieren, falls sie nicht „ freiwillig“zwölf Stunden am Tag arbeiten. Das Einzige, das der türkisblau­en Koalition zur Demonstrat­ion von 80.000 bis 100.000 Teilnehmer­n am vergangene­n Samstag in Wien einfiel, war, dass es zum Glück eine Meinungsfr­eiheit gebe. Das ist wahrlich überheblic­h. Und es ist, wieder höflich gesagt, nicht die feine Art, das Gesetz jetzt plötzlich und überfallsa­rtig schon im Herbst in Kraft treten zu lassen.

ÖVP und FPÖ suhlen sich derzeit in ihren ausgesproc­hen guten und stabilen Umfragewer­ten. Angeblich sei da auch schon die Arbeitszei­t- Debatte berücksich­tigt, sagen die Regierungs­parteien. Ob sie sich da nicht täuschen?

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