Arbeitszeiten
Die Gewerkschaften sind eines der unverzichtbaren Fundamente der österreichischen Demokratie.
Sie haben Historisches für das Wohlergehen der arbeitenden Bevölkerung geleistet und stehen auch heute vor großen Aufgaben, um die Arbeitswelt im Hinblick auf Digitalisierung und Automatisierung menschlich und gerecht zu gestalten. Doch derzeit gibt es Wortmeldungen, die imstande sind, dass traditionell gute Einvernehmen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in unserem Land zu stören, wenn nicht gar zu zerstören.
Jeder, der sich einen Rückblick in die sogenannte Zwischenkriegszeit mit Massenarbeitslosigkeit samt allen politischen Konsequenzen vor Augen führt, müsste sich eigentlich freuen, dass Österreich derart viele global hochgeschätzte Qualitäts- produkte hervorbringt, sodass die Nachfrage zeitweise auch die Notwendigkeit von Überstundenleistungen nach sich zieht. Die Termintreue ist eine der wichtigsten Grundlagen einer florierenden Wirtschaft und in vielen Fällen der entscheidende Punkt bei der Vergabe von Aufträgen.
Kein Chef, der noch alle Tassen im Schrank hat, wird grundlos an seine Belegschaft mit dem Ansuchen nach Überstundenleistungen herantreten. Schließlich dient die Einhaltung von Auftragsforderungen grundsätzlich ja wohl auch der Sicherung von Arbeitsplätzen. Und was die Gefährdung der Gesundheit betrifft, so sind hier eine vorsorgliche Gestaltung des Arbeitsumfeldes und der Produktionsabläufe entscheidende Kriterien. In diesem Zusammenhang möchte ich anführen, dass ich als Firmenchef über 40 Jahre lang an keinem Tag vor Einbruch der Dunkelheit meinen Betrieb verließ, an allen Samstagen in meinem Büro tätig war und an vielen Sonntagen und zahlreichen Nächten. Und in all diesen Jahren war ich keinen einzigen Arbeitstag im Krankenstand.
Abschließend möchte ich an dieser Stelle noch den ehemaligen britischen Premierminister Winston Churchill zitieren, der Folgendes gesagt hat: „ Manche Leute halten einen Unternehmer für einen räudigen Wolf, den man am besten totschlagen sollte, andere sehen in ihm eine Kuh, die man unablässig melken kann. Nur wenige sehen in ihm, was er in der Hauptsache ist – ein Pferd, das einen Wagen zieht.“
Eduard Musil, Wien