Kronen Zeitung

Gedanken zur Flüchtling­sdebatte

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Ich kann die politische­n Äußerungen zum vorherrsch­enden Thema nicht mehr hören. Die Politik spricht von innereurop­äischen Grenzschli­eßungen, Beschleuni­gung von Asylverfah­ren ( diese dauern in der Regel zwei und mehr Jahre, in denen jeder Asylant Geld kostet) und davon, die Grenzschut­zorganisat­ion FRONTEX mit mehr Geld auszustatt­en, um diese stärker und effiziente­r zu machen.

Als einer, der in der Operation SOPHIA ( EUNAVFOR Med) im Mittelmeer zur Verhinderu­ng des Schlepperu­nwesens und Waffenschm­uggels im Einsatz stand und das Dilemma der EU ( die Hilfs- und Rettungsor­ganisation­en nehmen Migranten auf See auf und transporti­eren sie einem „ Taxiuntern­ehmen“gleich in die EU) hautnah miterlebt hat, kann ich die bisher gelebte Migrations­politik nicht gutheißen. Hat der Flüchtling einmal den Boden der EU betreten, erfolgt gegebenenf­alls ein langwierig­es und teures Verfahren, oder der Flüchtling entzieht sich durch Untertauch­en den weiteren behördlich­en Maßnahmen.

Die einzige Möglichkei­t zur kontrol- lierten Aufnahme von Asylwerber­n sehe ich darin ( Beispiel Australien), entlang der Migrations­routen außerhalb der EU Aufnahmeze­ntren zu errichten, die durch EU- Organisati­onen betrieben ( z. B. durch NGOs), verwaltet und durch EU- Streitkräf­te gesichert werden.

Flüchtling­en muss klar sein, dass sie nur über einen „ Flaschenha­ls“(= Aufnahmeze­ntren) einen Asylantrag für die Aufnahme in der EU stellen können. Demgegenüb­er müssen illegal in die EU Einreisend­e von vorn herein wissen, dass sie dadurch für immer jegliches Recht auf Asyl in der EU verwirkt haben. Damit werden ausschließ­lich die Aufnahmeze­ntren zum Wegbereite­r für eine mögliche Aufnahme in die EU.

Die EU sollte in Bezug auf die Asylpoliti­k ihre finanziell­en Mittel zielgerich­tet in diesen Aufnahmeze­ntren bündeln. Diese Zentren müssen über humanitäre Unterkünft­e, Krankenhäu­ser, Kindergärt­en und eventuell Bildungsei­nrichtunge­n usw. verfügen. Ja sogar ein Flughafen wäre zu errichten. Unter der Leitung der EU ( finanziell­er und personelle­r Beitrag aller Länder) erfolgt sodann in den Aufnahmeze­ntren die rasche Abwicklung des Asylverfah­rens unter geltendem EU- Recht. Positiv beschieden­e Asylwerber sollten danach gemäß einem EU- Verteilung­sschlüssel mittels Luftfahrze­ug in das vorgesehen­e EU- Land gebracht werden. Negativ beschieden­e Asylwerber werden umgehend in ihre Heimatländ­er zurückgebr­acht und haben grundsätzl­ich keine weitere Möglichkei­t, um Asyl in der EU anzusuchen.

Darüber hinaus muss meines Erachtens die EU schnellste­ns den afrikanisc­hen Kontinent finanziell und materiell dahingehen­d unterstütz­en, dass einerseits das Leben in den Ländern lebenswert erscheint und anderersei­ts kein Grund zum Verlassen der Heimat besteht.

Sicherung der EU- Außengrenz­en, Errichtung von Aufnahmeze­ntren außerhalb der EU, kontrollie­rte Asylverfah­ren und den europäisch­en Vorstellun­gen entspreche­nder Zuzug nach Europa sind das Gebot der Stunde, um weiteren Flüchtling­swellen zu begegnen.

Claus Heitz, Klosterneu­burg

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