Die Bauschande von Wien
In Neubau schauen Gebäude aus, als wären Bomben eingeschlagen. In Meidling liegen Straßen in Trümmern. Ein Spaziergang durch Wien offenbart das ganze Bild der Zerstörung.
Wie konnte es nur so weit kommen? Eigentlich wollte die rot- grüne Stadtregierung Wiens Gründerzeithäuser schützen, indem sie die Bauordnungsnovelle statt erst im Herbst schon am 1. Juli einführte. Seitdem benötigen Eigentümer eine Genehmigung der MA 19, wollen sie ein Haus abreißen, das vor 1945 erbaut wurde.
Doch in den Tagen vor der Novelle kam es anders: Hausherren ließen in letzter Minute so viel abreißen wie nur möglich. Grätzel wurden zu Trümmerlandschaften. Angetrieben von ihrer Profitgier, teure Neubauten zu errichten, rückten Besitzer sogar zu bewohnten Häusern mit der Abrissbirne an.
Übrig bleibt heute ein Bild der Verwüstung. Viele Baujuwele sind für immer zerstört. 80 Abrisse konnte die Stadt mit 1. Juli noch stoppen. 29 davon hat die MA 19 inzwischen geprüft: Bei elf darf der Abbruch weitergehen. 18 Häuser, darunter die bewohnten, wurden als erhaltenswert eingestuft. Jetzt wird es für Wiens Stadtbild spannend: Werden Eigentümer zurückbauen müssen? Gerichte werden das wohl entscheiden. Denn die Abbrüche wurden rechtmäßig begonnen. Und was gilt künftig als „ erhaltenswert“?