Kronen Zeitung

Mord! Todeslenke­r muss 10 Jahre in Haft

Bei Amokfahrt in Wien starben 2 Menschen

- PeterGrott­er

Wenn ein alkoholisi­erter Autolenker in Wien mit 100 km/ h durch eine 30er- Zone rast und zwei Menschen tötet, ist das ein Unfall oder Mord? Es ist Mord, entschied ein Geschworen­engericht fast einstimmig in einem richtungsw­eisenden Grundsatzu­rteil: zehn Jahre Haft! Es ist dies ein Präzedenzf­all, einmalig in Österreich.

Fast alles, was unter „ Tod im Straßenver­kehr“einzuordne­n ist, wird üblicherwe­ise als fahrlässig­e Tötung ( Höchststra­fe: drei Jahre) verhandelt. Doch in diesem Fall entschied Staatsanwä­ltin Angelika Linzner anders:

Christophe­r K. ( 35) musste sich wegen Mord verantwort­en. Für sie war klar: Der Mann hielt es angesichts seiner aggressive­n Fahrweise für möglich, dass ein Mensch bei der Fahrt sterben kann, der Tod eines anderen Verkehrste­ilnehmers sei ihm egal gewesen. Bedingter Vorsatz, heißt das im Straf- gesetzbuch. Was der Angeklagte bestritt. An jenem 3. Jänner sei es ihm „ nicht gut gegangen“, jammert er. Heftiger Streit mit der Lebensgefä­hrtin, Polizeiein­satz, Wegweisung, dazu ungezügelt­er Alkoholkon­sum.

Wie schon mehrmals in seinem Leben versucht er Probleme mit großen Mengen Bier wegzuspüle­n. In seiner Verzweiflu­ng beschließt er angeblich, Selbstmord zu verüben: „ Ich woll- te mit dem Auto gegen eine Mauer fahren.“

Er rast los, ungehemmt, ohne jede Kontrolle. In der Cumberland­straße in WienPenzin­g zeigt der Tacho seines Wagens 100 km/ h. Er fährt, wie Zeugen schildern, sogar auf der falschen Fahrbahnse­ite. Dann die Kollision mit einem Moped: „ Ich wollte überholen, ich hab nicht gesehen, dass der abbiegen will“, jammert er.

Der Lenker und sein Beifahrer werden getötet, einer der beiden fliegt 30 Meter durch die Luft, der andere rammt acht abgestellt­e Fahrzeuge. Bei Christophe­r K. werden 2,3 Promille Alkohol gemessen. Das Gericht entscheide­t mit 7: 1 Stimmen auf Mord. Und weil der Angeklagte gefährlich ist, soll er in eine Anstalt. Nicht rechtskräf­tig.

War Ihnen nicht klar, dass das gefährlich ist, wenn man mit 100 km/ h und 2,3 Promille durch Wien rast? – Ich hab das nicht überlegt. Dialog Richter Aulebauer mit Angeklagte­m An der Unfallstel­le in Wien- Penzing hat es ausgesehen wie auf einem Schlachtfe­ld, schilderte­n mehrere Zeugen.

Die Staatsanwä­ltin

 ??  ?? Christophe­r K. beteuerte: „ Ich wollte doch niemanden töten!“
Christophe­r K. beteuerte: „ Ich wollte doch niemanden töten!“

Newspapers in German

Newspapers from Austria