Mord! Todeslenker muss 10 Jahre in Haft
Bei Amokfahrt in Wien starben 2 Menschen
Wenn ein alkoholisierter Autolenker in Wien mit 100 km/ h durch eine 30er- Zone rast und zwei Menschen tötet, ist das ein Unfall oder Mord? Es ist Mord, entschied ein Geschworenengericht fast einstimmig in einem richtungsweisenden Grundsatzurteil: zehn Jahre Haft! Es ist dies ein Präzedenzfall, einmalig in Österreich.
Fast alles, was unter „ Tod im Straßenverkehr“einzuordnen ist, wird üblicherweise als fahrlässige Tötung ( Höchststrafe: drei Jahre) verhandelt. Doch in diesem Fall entschied Staatsanwältin Angelika Linzner anders:
Christopher K. ( 35) musste sich wegen Mord verantworten. Für sie war klar: Der Mann hielt es angesichts seiner aggressiven Fahrweise für möglich, dass ein Mensch bei der Fahrt sterben kann, der Tod eines anderen Verkehrsteilnehmers sei ihm egal gewesen. Bedingter Vorsatz, heißt das im Straf- gesetzbuch. Was der Angeklagte bestritt. An jenem 3. Jänner sei es ihm „ nicht gut gegangen“, jammert er. Heftiger Streit mit der Lebensgefährtin, Polizeieinsatz, Wegweisung, dazu ungezügelter Alkoholkonsum.
Wie schon mehrmals in seinem Leben versucht er Probleme mit großen Mengen Bier wegzuspülen. In seiner Verzweiflung beschließt er angeblich, Selbstmord zu verüben: „ Ich woll- te mit dem Auto gegen eine Mauer fahren.“
Er rast los, ungehemmt, ohne jede Kontrolle. In der Cumberlandstraße in WienPenzing zeigt der Tacho seines Wagens 100 km/ h. Er fährt, wie Zeugen schildern, sogar auf der falschen Fahrbahnseite. Dann die Kollision mit einem Moped: „ Ich wollte überholen, ich hab nicht gesehen, dass der abbiegen will“, jammert er.
Der Lenker und sein Beifahrer werden getötet, einer der beiden fliegt 30 Meter durch die Luft, der andere rammt acht abgestellte Fahrzeuge. Bei Christopher K. werden 2,3 Promille Alkohol gemessen. Das Gericht entscheidet mit 7: 1 Stimmen auf Mord. Und weil der Angeklagte gefährlich ist, soll er in eine Anstalt. Nicht rechtskräftig.
War Ihnen nicht klar, dass das gefährlich ist, wenn man mit 100 km/ h und 2,3 Promille durch Wien rast? – Ich hab das nicht überlegt. Dialog Richter Aulebauer mit Angeklagtem An der Unfallstelle in Wien- Penzing hat es ausgesehen wie auf einem Schlachtfeld, schilderten mehrere Zeugen.
Die Staatsanwältin