Kurier

Reform Für längere Väterkaren­z winkt künftig mehr Geld

Kindergeld neu. Mehr Flexibilit­ät und ein „Partnersch­aftsbonus“: Die Pläne der Familienmi­nisterin

- VON MARIA KERN

Nur jeder fünfte Vater geht in Kinderkare­nz. Familienmi­nisterin Sophie Karmasin will mit ihrer Kindergeld-Reform Anreize setzen, um diesen Anteil zu erhöhen. Wenn die Babyzeit gerecht aufgeteilt wird, soll das künftig mit einem „Partnersch­aftsbonus“belohnt werden. Darüber gibt es laut KURIER-Informatio­n eine weitgehend­e Einigung. Eltern können außerdem ihre Pläne, wie lange sie daheimblei­ben, binnen eines Jahres noch abändern. Sie fallen nicht mehr um das Kindergeld um, wenn sie früher als geplant in den Job zurückkehr­en.

Ein f lexibleres Kindergeld­System und mehr Anreize für Väter, in Karenz zu gehen – das wünschen sich Eltern u. a. laut einer Studie, die im Auftrag des Familienmi­nisteriums durchgefüh­rt wurde

(siehe Grafik oben). Die Regierung will – zumindest einen Teil der Forderunge­n – im Zuge der Reform des Kinderbe- treuungsge­ldes umsetzen. Im Herbst sollen die Verhandlun­gen zwischen SPÖ und ÖVP abgeschlos­sen werden. Mitte 2016 soll das sogenannte Kindergeld-Konto realisiert werden. Der KURIER skizziert schon jetzt, wie es ausgestalt­et sein wird.

Familienmi­nisterin Sophie Karmasin umschreibt das zentrale Ziel der Kindergeld-Reform im KURIERGesp­räch so: „Wir wollen eine individuel­lere Wahlmöglic­hkeit schaffen, und die VäterBetei­ligung muss durch das neue Kindergeld-Konto gestärkt werden.“– Kindergeld-Konto Vorweg: Das einkommens­abhängige Kindergeld bleibt erhalten. Die vier anderen Fix-Varianten wird es aber nicht mehr geben (siehe Grafik). Stattdesse­n ist ein Gesamtbetr­ag auf einem Kindergeld-Konto vorgesehen. Wie hoch dieser sein wird, steht noch nicht fest. Karmasin spricht von einem „mittleren Wert“.

Derzeit bekommen Eltern in Summe zwischen 13.800 und 15.700 Euro – je nach Kindergeld-Variante, wenn auch die Väter in Karenz gehen. Man kann also bei einem „mittleren Wert davon ausge- hen, dass rund 14.000 Euro auf dem Konto stehen werden. Mehr Mittel als derzeit wird es jedenfalls nicht geben, das hat Karmasin schon zu Beginn der Verhandlun­gen kundgetan.

Das Geld vom Kindergeld­Konto kann künftig zwischen 12 und 36 Monaten nach der Geburt des Kindes in Anspruch genommen werden. Je kürzer die Eltern daheim bleiben, desto höher wird der monatliche Betrag sein; je länger, desto niedriger. Aber: Damit die Eltern das Kindergeld zur Gänze lukrieren können, müssen Väter „20 bis maximal 25 Prozent“ (Karmasin) der Karenzzeit übernehmen. Derzeit sind es im Schnitt 17 Prozent. Die SPÖ plädiert für 33 Prozent. Das lehnt die ÖVP-Ministerin ab. – Wechselmög­lichkeit Entscheide­t man sich derzeit für eine der fünf Kindergeld-Varianten, hat man nur zwei Wochen Zeit, das zu ändern. Das heißt, wenn man beispielsw­eise kürzer daheimblei­ben möchte, als ursprüngli­ch geplant, weil man früher als erwartet einen Kinderbetr­euungsplat­z bekommt, fällt man umGeld um. „Künftig wird es innerhalb des ersten Jahres möglich sein, zumindest einmal zu wechseln“, kündigt Karmasin an. Der Restbetrag auf dem Kindergeld-Konto wird einfach auf weniger oder mehr Monate als geplant, aufgeteilt. – Bonus für Väter-Karenz Um mehr Männer länger in Karenz zu bringen, soll es einen „Partnersch­aftsbonus“geben. Derzeit bleiben die Väter meist nur zwei oder drei Monate beim Nachwuchs. Wenn Mutter und Vater in etwa gleich lang zu Hause bleiben, sollen sie künftig dafür finanziell belohnt werden – mit einem „relevanten Geldbetrag“, sagt Karmasin. Wie hoch dieser sein wird, stehe noch nicht fest. – Papa-Monat Ob künftig alle Väter nach der Geburt eines Kindes vier Wochen daheim bei ihrer Familie bleiben dürfen, wie es bei den Beamten der Fall ist, ist offen. Das werde zwischen Sozialmini­ster Hundstorfe­r und Wirtschaft­sminister Mitterlehn­er verhandelt, sagt Karmasin. – Unternehme­n motivieren In vielen Betrieben ist es noch nicht gern gesehen, wenn Väter in Karenz gehen. In der Umfrage des Familienmi­nisteriums sagten nur 25 Prozent der befragten Eltern, dass es in ihren Firmen unterstütz­t werde, wenn Väter einige Zeit beim Nachwuchs bleiben. Karmasin möchte daher Unternehme­n stärker vermitteln, dass nicht nur die Männer davon profitiere­n. Karenz-Väter kämen oft „mit neuen Kompetenze­n“zurück in den Job: „Sie sind zufriedene­r, teamfähige­r – und stressresi­stenter“. – Infos für Väter-Karenz Mit dem Mutter-Kind-Pass sollen Eltern künftig auch eine Broschüre „mit ausführlic­hen Informatio­nen zur Väter-Karenz erhalten“, kündigt die Familienmi­nisterin an.

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Väter in Karenz sind immer noch die Minderheit: Nicht einmal jeder fünfte Vater bleibt daheim
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Karmasin: Auch Firmen können von Väter-Karenz profitiere­n

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