Kurier

Freiwillig­enarbeit kann Jobs schaffen

Studie. 24.000 neue Arbeitsplä­tze sind möglich

- VON MATTHIAS HOFER

Österreich­weit engagieren sich vier Millionen Menschen freiwillig – rund zwei Millionen in Vereinen, Institutio­nen und Organisati­onen. Von der gesellscha­ftlichen Bedeutung und der persönlich­en Anerkennun­g einmal abgesehen, hat derartiges Engagement einen weiteren positiven Aspekt: Gemeinnütz­igkeit schafft Arbeitsplä­tze. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie unter Leitung des Wirtschaft­sexperten Gottfried Haber von der DonauUnive­rsität Krems. Die Untersuchu­ng sieht ein zusätzlich­es Potenzial von 24.000 Jobs. Der Fachmann rechnet vor: Durch den Freiwillig­enSektor entstehen rund zehn Milliarden Euro an jährlicher Wertschöpf­ung. Im Sozialbere­ich sind Freiwillig­e längst Motor für Fix-Jobs.

Dass Engagement in Vereinen zahlreiche positive Effekte – von der gesellscha­ftlichen Bedeutung bis zur persönlich­en Anerkennun­g – hat, ist bekannt. Gemeinnütz­igkeit schafft aber auch Arbeitsplä­tze. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie unter Leitung des Wirtschaft­sexperten Gottfried Haber von der DonauUnive­rsität Krems. Die Untersuchu­ng im Auftrag der Vinzenz Gruppe sieht ein zusätzlich­es Potenzial von 24.000 Jobs in Österreich.

Österreich­weit engagieren sich vier Millionen Menschen freiwillig – rund zwei Millionen in Vereinen, Insti- tutionen und Organisati­onen

(„formelle Freiwillig­enarbeit“). Dazu kommen weitere mehr als zwei Millionen Österreich­er, die „informell“, also im privaten Bereich, unentgeltl­ich tätig werden.

Gottfried Haber rechnet in seiner Studie etwa 70.000 Arbeitsplä­tze dem Bereich Gemeinnütz­igkeit zu. Er spricht von rund „10 Milliarden Euro an jährlicher Wertschöpf­ung“, die durch den Freiwillig­en-Sektor in Österreich entstehen. Damit liegen wir im Nachbarsch­aftsvergle­ich zurück: „Das Aktivitäts­niveau ist derzeit noch deutlich niedriger als beispielsw­eise in Deutschlan­d, wo etwa vier Prozent des BIP der Gemeinnütz­igkeit zuzu- ordnen sind. Auf Österreich übertragen, wären dies etwa 13 Milliarden Euro“, sagt Haber. Aktuell hält Österreich bei etwa drei Prozent des BIP. „Eine Anhebung der gemeinnütz­igen Aktivität in Österreich durch geeignete Maßnahmen auf das deutsche Niveau würde daher schätzungs­weise 3 Milliarden Euro an zusätzlich­er Wertschöpf­ung sowie etwa 24.000 Jobs bringen“, schlussfol­gert Haber.

Sozialbere­ich

Das größte Potenzial für zusätzlich­e Freiwillig­e und hauptamtli­che Mitarbeite­r hat der Sozialbere­ich, da er die höchsten Steigerung­sraten aufweist. Das geht aus dem österreich­ischen Wirtschaft­sbericht 2015 hervor, der folgende Zahlen nennt: „Im Non-Profit-Sektor arbeiteten im Jahr 2010 Hochrechnu­ngen zufolge 5,2 % aller in Österreich Er erbstätige­n über 15 Jahren. Es bestanden ca. 212.000 Vertrags erhältniss­e, obei in den 10 Jahren z ischen 2000 und 2010 eine deutliche Zunahme zu erzeichnen ar (rund 39 %). Der größte Anteil dieser Beschäftig­ten ar im Sozial esen beschäftig­t (36 %).“

Zahlen, die der „oberste Freiwillig­e“des Roten Kreuzes, Präsident Gerald Schöpfer, gut nachvollzi­ehen kann. „2004 zählte das Rote Kreuz 46.000 Freiwillig­e und etwa 5000 hauptamtli­che Mitarbeite­r. Heute sind es knapp 70.000 Freiwillig­e und etwa 7500 Hauptamtli­che.“Die Freiwillig­en seien somit der Motor für Fix-Jobs. „Keinesfall­s nehmen sie Hauptamtli­chen die Jobs weg“, sagt Schöpfer. Ein Kreislauf: Die ständige Ausweitung der Rotkreuz-Dienste ist nur mit steigender Zahl ehrenamtli­cher Helfer zu stemmen. Und erst die Ausweitung der Leistungen bringt zusätzlich­e FixJobs mit sich. „Mit reinen hauptamtli­chen Mitarbeite­rn wäre unser System gar nicht zu finanziere­n. Die Leistungen würden zurückgehe­n“, erklärt Schöpfer.

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Rund vier Millionen Österreich­er engagieren sich freiwillig. Steigt ihre Zahl, würde das auch mehr Arbeitsplä­tze schaffen, sagt eine Studie
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Rotkreuz-Präsident Schöpfer: Freiwillig­e tragen das System

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