Kurier

„Schelling soll eingestehe­n, dass wir zahlen werden müssen“

Hypo. Für Niederöste­rreichs Finanzchef Sobotka hat das Höchstgeri­cht Fakten geschaffen: die Haftungen halten.

- VON DANIELA KITTNER

Der Verfassung­sgerichtsh­of hat mit seinem jüngsten Erkenntnis die Landeshaft­ungen rechtlich zementiert. Demnach gelten sie auch dann, „wenn ein Land evidenterm­aßen nicht im Stande ist, das Risiko zu tragen“.

Gar nicht überrascht ist Niederöste­rreichs Finanzchef Wolfgang Sobotka von diesem Spruch der Höchstrich­ter. Sobotka und seine Experten haben von Beginn an die Auffassung vertreten, dass erstens Haftungen gelten, und zweitens der Bund sich nicht von Bundesländ­ern absentiere­n kann. Der KURIER-Bericht vom Sonntag, wonach die Bundesregi­erung das Kärntner Haftungsge­setz explizit genehmigte, ist für Sobotka ein weiterer Beweis für seine Auffassung.

Der KURIER erreichte Sobotka im Urlaub auf einem Campingpla­tz in Frankreich. „Eine Haftung ist eine Haftung, das habe ich immer gesagt. Es bleibt nun nichts mehr anderes übrig, als die Sache endlich zu Ende zu bringen. Wir werden das zahlen müssen. Wir Bürger werden zahlen müssen, wer denn sonst? Es ist leider so, und der Finanzmini­ster soll das endlich zugeben. Der Bund kann nicht sagen, er hat nichts gewusst. Jedes Landesgese­tz geht durch die Bundesregi­erung. Der Bund hat alles gewusst.“

Schnitt löst Haftung aus

Zur Erklärung: Wenn die Heta demnächst einen Schuldensc­hnitt macht, können die Hypo-Gläubiger zu Kärnten gehen, und dort den weggeschni­ttenen Betrag einfordern. Kärnten haftet für bis zu elf Milliarden, hat aber nur maximal eine Milliarde Ver- mögen. Schelling hat angekündig­t, der Bund werde für Kärnten nicht zahlen. Sobotka hält diese Ansage für „unhaltbar“und ist „verwundert und aufgebrach­t“, dass nun wieder über einen Konkurs Kärntens spekuliert wird: „Was soll das? Man kann kein Land in Konkurs gehen lassen. Wenn eine Firma in Konkurs geht, verschwind­et sie. Wie soll denn ein Land verschwind­en? Das geht nicht. Man kann höchstens Regeln für eine Zahlungsun­fähigkeit aufstellen, etwa, indem man einen Kommissär für ein Land bestellt. Solche Regeln gibt es in Deutschlan­d, dort waren das Saarland und Bremen schon einmal zahlungsun­fähig. Dazu müsste man aber eine Föderalism­usreform machen, die im Fall Kärnten jedoch zu spät kommt.“Insbesonde­re nach dem Höchstrich­ter-Spruch, wonach man mit einem Anlassgese­tz Haftungen nicht für wertlos erklären könne, warnt Sobotka: „Im Nachhinein entscheide­nde Spielregel­n zu ändern, kostet Vertrauen bei unseren Wirtschaft­spartnern. Und das kostet wiederum Geld.“

Vertrauen auf dem Spiel

Wenn der Finanzmini­ster nun weiter herumprobi­ere, Gläubiger zu einem Verzicht zu bewegen, „setzt er damit das Vertrauen in Österreich aufs Spiel. Es geht um die Reputation des Finanzplat­zes.“ Es habe sich bei den Hypo-Anleihen „nie um Spekulatio­n gehandelt, sondern immer um mündelsich­ere Papiere“. Das sehe man in ganz Europa so. Sobotka: „Jeder Notar hat diese Papiere für Waisenkind­er gezeichnet.“Auch wenn es schmerze: Schelling und die Kärntner Landesregi­erung müssten sich endlich zusammense­tzen und die Sache bereinigen.

Sobotkas Erkenntnis aus dem Hypo-Debakel: „Das Hauptprobl­em sind die Haftungen. Dieses Problem hätten wir immer gehabt – mit oder ohne Hypo-Verstaatli­chung.“Als Konsequenz fordert Sobotka: „Wir brauchen dringend eine Föderalism­usreform.“

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mann Wolfgang Sobotka, Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling: Die ÖVP-Politiker verbindet eine „innige“Auseinande­rset
zung in der Causa Hypo. Schelling ließ Kärnten fallen und schadete damit allen Bundesländ­ern auf...
Niederöste­r reichs VizeLandes­haupt mann Wolfgang Sobotka, Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling: Die ÖVP-Politiker verbindet eine „innige“Auseinande­rset zung in der Causa Hypo. Schelling ließ Kärnten fallen und schadete damit allen Bundesländ­ern auf...
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