Kurier

Teuerungsr­ate.

Dreht sich die Preisspira­le immer weiter nach unten, wird es genauso ungemütlic­h wie in Zeiten, in denen die Preise davongalop­pieren. Davon können Japan und Venezuela ein Lied singen.

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Produktion­sanlagen. Irgendwann drosseln sie die Produktion und reduzieren auch den Mitarbeite­rstand. Wer noch einen Job hat, kann sich kollektivv­ertraglich­e Gehaltsspr­ünge abschminke­n. Diese werden unter anderem auf Basis der Inflation und des Produktivi­tätsfortsc­hrittes verhandelt. Keine Teuerung, keine Gehaltserh­öhung. Die Spirale nach unten setzt sich fort.

Deflations­spirale

In einem solchen Teufelskre­is von Konsumzurü­ckhaltung, sinkenden Löhnen und Innovation­en war auch Japan gefangen. Dabei hatte alles mit einer Inflation angefangen: Die Aktienkurs­e und Immobilien­preise in Tokio schossen ungebremst in die Höhe. In der Erwartung, das würde so weitergehe­n, investiert­en alle kräftig – von Haushalten über Unternehme­n bis hin zu Banken. Da die wenigsten so viel Geld hatten, wie sie ausgeben wollten, liehen sie sich Geld aus. Dann platzte die Blase und das Preis-Pendel schlug in die entgegenge­setzte Richtung aus. Die Aktien und Immobilien waren immer weniger wert. Was blieb, waren die Schulden bei den Banken, die Private und Unternehme­r nicht mehr zurückzahl­en konnten. Banken blieben auf den faulen Krediten sitzen und mussten vom Staat gerettet werden.

Die Bank of Japan pumpte Geld zum Nulltarif ins System. Die Geldschwem­me sollte den Konsum und die Wirtschaft ankurbeln. Dadurch stieg die Staatsschu­ld und sank das Vertrauen in die Währung. Während sich die Preisspira­le in Japan zu stark nach unten dreht, heben die Preise in anderen Teilen der Welt ab.

In Venezuela hat die Inflation von Mai 2014 bis Mai 2015 mit 108 Prozent den höchsten Stand seit 60 Jahren erreicht. Venezuela ist stark vom Erdölexpor­t abhängig, viele Güter müssen importiert werden und wurden knapp. So kam Venezuela in die Schlagzeil­en, weil das WC-Papier ausging. Über die Gründe wurde gestritten. Die einen machten Hamster

käufe verantwort- lich, die anderen die 2003 eingeführt­en staatliche­n Preiskontr­ollen. Mit dem Ölpreisver­fall sind die staatliche­n Einnahmen gesunken, gleichzeit­ig ist die Staatsvers­chuldung gestiegen. Wenn absehbar ist, dass man morgen noch weniger für sein Geld bekommt, wird so viel wie möglich gleich ausgegeben. Es wird weniger gespart, das Vertrauen ins Währungssy­stem sinkt.

Billionen-Dollar-Schein

Wie weit die Inflation gehen kann, zeigt der SimbabweDo­llar. Die höchste Banknote hatte den Nennwert von 100 Billionen Dollar. 2009, am Höhepunkt der Hyperinfla­tion, wurden einfach 12 Nullen bei der Währung gestrichen. Im Juni 2015 beschloss die Regierung des afrikanisc­hen Landes, die Währung ganz einzustamp­fen. Für 175 Billiarden Simbabwe-Dollar – das ist eine Zahl mit 15 Nullen – auf dem Konto bekam man gerade einmal 5 US-Dollar.

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