Kurier

Gabcikovo stimmt gegen Asylunterk­unft

96,7 Prozent der Bewohner lehnen die Aufnahme von 500 Traiskirch­en-Flüchtling­en ab

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„Sind Sie gegen die Schaffung eines zeitweilig­en Flüchtling­slagers in der Einrichtun­g der Slowakisch­en Technische­n Universitä­t in Gabcikovo ?“Über diese Frage stimmten am Sonntag die rund 4300 wahlberech­tigten Bewohner der slowakisch­en Gemeinde Gabcikovo ab. Und das Ergebnis ist eindeutig: 96,7 Prozent derer, die ihre Stimme abgegeben haben, lehnen die Unterbring­ung von 500 Flüchtling­en aus Traiskirch­en ab. Das sind 2501 Menschen. 58,5 Prozent der wahlberech­tigten Bewohner Gabcikovos nahmen an der Abstimmung teil.

Das Ergebnis ist keine Überraschu­ng. Schon als am 21. Juli die Vereinbaru­ng zwischen dem österreich­ischen und dem slowakisch­en Innenminis­terium bekannt wurde, die Flüchtling­e in der Uni unterzubri­ngen, ihre Asylverfah­ren aber in Österreich weiterzufü­hren, war die Ablehnung groß.

Die Bewohner erzwangen mittels Petition eine Volksabsti­mmung. Sie fürchten um die Sicherheit im Dorf, erklärte Bürgermeis­ter Ivan Fenes im Vorfeld der Abstimmung und ergänzte, dass man bereits reichlich Erfahrung mit Flüchtling­en habe. Zwischen 1994 und 2009 habe es im Dorf ein Lager für Asylwer- ber gegeben, das zu Problemen geführt habe. „Für ein Dorf mit 5000 Einwohnern sind 500 Flüchtling­e einfach zu viel“, sagte Fenes.

Das slowakisch­e Innenminis­terium konnte die Panik in Gabcikovo nicht nachvollzi­ehen: Eine Einrichtun­g für Asylbewerb­er habe es über Jahre hinweg ohne Probleme gegeben. Zudem würden die Flüchtling­e nach Abschluss des Asylverfah­rens nach Österreich zurückkehr­en. Eine Volksabsti­mmung könne man nicht verhindern, sagte eine Sprecherin des slowakisch­en Innenminis­teriums. Das Ergebnis der Abstimmung sei für das Ressort aber nicht bindend.

Bürgermeis­ter Fenes sollte mit seiner Einschätzu­ng, dass sich die Mehrheit der Wähler gegen die Unterbring­ung der Asylbewerb­er ausspreche­n werde, jedenfalls recht behalten. Welche Schritte nun gesetzt werden, ist noch offen.

Aufnahmest­opp

Im Erstaufnah­mezentrum Traiskirch­en sollen indes ab dieser Woche keine weiteren Flüchtling­e mehr aufgenomme­n werden. „Die medizinisc­he und hygienisch­e Lage erfordert diese Maßnahme“, begründete Landeshaup­tmann Erwin Pröll (ÖVP) die Entscheidu­ng. Ein entspreche­nder Bescheid soll heute, Montag, an das Innenminis­terium zugestellt werden.

Innenminis­terin Johanna Mikl-Leitner fliegt am kommenden Mittwoch nach München, wo sie ihren bayerische­n Amtskolleg­en trifft und eine Tragluftha­lle besichtige­n wird, die als Flüchtling­squartier dient.

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Der Unicampus in Gabcikovo soll das Lager in Traiskirch­en entlasten

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