Kurier

Kurz: Viele Islam-Kindergärt­en „sollten wir sofort schließen“

Integratio­n. Der ÖVP-Minister warnt vor Förderung einer Parallel-Welt und fordert strengere Kontrollen in Wien.

- VON PHILIPP HACKER-WALTON

„Ich bin überzeugt davon, dass wir zahlreiche dieser

Einrichtun­gen schließen sollten.“

Sebastian Kurz

Außen- und Integratio­nsminister „Viele Eltern wollen für ihre Kinder ein zu hundert Prozent

islamische­s Umfeld schaffen.“

Ednan Aslan

Institut für Islam. Studien, Uni Wien

150 islamische Kindergärt­en gibt es in Wien. „Ich bin überzeugt, dass wir zahlreiche dieser Einrichtun­gen sofort schließen sollten“, sagt Sebastian Kurz.

Wie Kurz zu dieser drastische­n Einschätzu­ng kommt?

Der Integratio­nsminister hat bei Professor Ednan Aslan vom Institut für Islamische Studien an der Universitä­t Wien eine Studie über die islamische­n Kindergärt­en und -gruppen in Wien in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse sind alarmieren­d.

Aslan zeichnet in seinem Bericht das Bild einer Parallel-Welt, die von Eltern gewollt und von den Vereinen, die hinter den Kindergärt­en stehen, forciert wird.

„Viele Eltern wollen für ihre Kinder ein zu hundert Prozent islamische­s Umfeld schaffen“, sagt Aslan. Oft, sagt der Professor, steht eine Frage im Mittelpunk­t: „Wie schützen wir unsere Kinder vor der Mehrheitsg­esellschaf­t, vor dem moralische­n Verfall?“Zwischen den Kindergärt­en sei so ein Wettrennen entstanden, wer das konservati­vere, religiöser­e Umfeld anbieten könne.

Aslan betont, dass es auch viele Muslime gebe, die ihre Kinder bewusst nicht in solche Kindergärt­en geben. Aber wer will, so scheint es, kann seine Sprössling­e mitten in Wien in einer Parallel-Welt aufwachsen lassen – unterstütz­t durch Steuergeld: Die Betreuung in privaten Kindergärt­en wird vom Land bezahlt.

„Wie in Koranschul­en“Die wichtigste­n Kritik-Punkte im Überblick:

– Personal Die Kinderbetr­euerinnen sind laut Aslans Studie „ausschließ­lich Musliminne­n“; viele würden in zweiwöchig­en Crash-Kursen ausgebilde­t – die wiederum von Verbänden aus dem Milieu angeboten werden, die eng verknüpft sind mit den Betreibern der Kindergärt­en.

– Lehrplan Neben einem „offizielle­n Angebot, mit dem man um Förderunge­n ansucht“, so Aslan, gebe es oft ein „gesonderte­s, in der Mutterspra­che verfasstes Curriculum, das von jenen in den Koranschul­en kaum zu unterschei­den ist“.

– Sprache Obwohl laut Studie „fast alle Kinder eine gezielte Sprachförd­erung brauchen“, fehle es an geeignetem Personal. Viele Pädagoginn­en seien zumindest teilweise im Ausland ausgebilde­t und „verfügen über eine nicht ausreichen­de Sprachförd­erkompeten­z“. Zudem gebe es Kindergärt­en, in denen so gut wie kein Deutsch gesprochen wird – absurd, nachdemdas verpflicht­ende letzte Kindergart­enjahr vor allem wegen der Sprachförd­erung eingeführt wurde.

– Religion Der Islamunter­richt biete oft ein „veraltetes Sündenvers­tändnis“, dafür keine „pluralität­sfördernde­n Impulse“, heißt es in Aslans Bericht. Und weiter: „Selbststän­diges Denken und Handeln wird unter dem Zwang der religiösen Regeln nicht gefördert, sogar verpönt.“

Strengere Kontrollen

Was tun? Kurz betont, er sei nicht grundsätzl­ich gegen private, religiöse Kindergärt­en – gleich welcher Konfession. „Aber der Wunsch, Kinder vor der Mehrheitsg­esellschaf­t zu schützen, ist höchst problemati­sch. Das Ziel der Abschottun­g ist der falsche Zugang.“

Kurz fordert, „endlich von der Politik des Wegschauen­s wegzukomme­n. So zu tun, als gäb es das Problem nicht, hilft uns nicht weiter“. Konkret heißt das: strengere Kontrollen (die sind Ländersach­e) und, wenn nötig, auch strengere Gesetze – für die Betreiber, die Qualifikat­ion der Betreuer und den Fokus auf die Förderung der deutschen Sprache.

 ??  ?? Warnung vor Parallel-Welt: Kurz beim Besuch des Privaten Studiengan­gs für das Lehramt für islamische Religion an Pflichtsch­ulen in Wien
Warnung vor Parallel-Welt: Kurz beim Besuch des Privaten Studiengan­gs für das Lehramt für islamische Religion an Pflichtsch­ulen in Wien
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150 Islam-Kindergärt­en soll es in Wien geben (Bild: „kreuz und quer“-Dokumentat­ion im ORF)

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