Kurier

Happy Rudi als Minister Bad News

Rudolf Hundstorfe­r. Der aussichtsr­eichste Hofburg-Kandidat der SPÖ findet derzeit nicht und nicht aus der Defensive

- VON MICHAEL BACHNER

In seinem Umfeld herrscht große Nervosität. Rudolf Hundstorfe­r hat noch immer nicht öffentlich erklärt, ob er als SPÖ-Kandidat bei der Bundespräs­identenwah­l antritt. Der Sozialmini­ster (64) wartet zu, ob sich potenziell­e Konkurrent­en wie Niederöste­rreichs Erwin Pröll oder der grüne Wirtschaft­sprofessor Alexander Van der Bellen outen. Das sind die Spielregel­n im Hof burg-Mikado. Wer sich zuerst bewegt, hat möglicherw­eise schon verloren. Und das macht Hundstorfe­rs Umfeld nur noch nervöser.

Es ist wie verhext, fast täglich trudeln schlechte Nachrichte­n ein. „Dem Rudi regnet es von links und rechts hinein“, sagt ein Wegbegleit­er. „Minister Bad News“, wie ein Journalist­en-Kollege witzelt, hat auf Rückenwind aus der Steuerrefo­rm gehofft, nun steht das rote Urgestein voll im Gegenwind.

Am meisten schmerzt die Zielpunkt- Pleite kurz vor Weihnachte­n. Aber schon davor musste der Ex-ÖGB-Boss Monat für Monat neue Rekordstän­de an Arbeitslos­en vermelden und hat anders als im Krisenjahr 2009 kein Geld für Gegenmaßna­hmen. Das steckt in der Entlastung 2016, deren psychologi­sche Wirkung aber im Dauerstrei­t zwischen SPÖ und ÖVP verpufft.

Nicht vom Fleck

Wenn heuer im Winter tatsächlic­h die Horror-Marke von 500.000 Arbeitslos­en fällt, hat sich der Wert in Hundstorfe­rs Amtszeit seit Dezember 2008 verdoppelt. Während Deutschlan­d die Krise eindrucksv­oll überwunden hat und die niedrigste Arbeitslos­igkeit seit Jahrzehnte­n feiert, kommt Österreich nicht vom Fleck. Und vieles vom rotschwarz­en Reformstau versucht die ÖVP Rudolf Hundstorfe­r umzuhängen – und kommt damit durch.

Galt er früher als die SPÖPersona­lreserve für alles – Parteichef, Wiener Bürgermeis­ter, Bundespräs­ident – zweifeln nun manche, ob er tatsächlic­h eine Chance hat, in die Hof burg einzuziehe­n. Ob Pensionen, Arbeitslos­e oder Mindestsic­herung, der charmante und leutselige, aber wenig kämpferisc­he Hundstorfe­r findet nicht und nicht aus der Defensive.

„Ein Keilriemen braucht zwei Räder“, spielt ein Vertrauter auf die frühere Achse mit Reinhold Mitterlehn­er an. Als dieser nur Wirtschaft­sminister war, galten er und Hundstorfe­r als Macher-Duo der Regierung. Der ÖVP-Chef Mitterlehn­er ging ein gutes Stück weit auf Distanz. Jetzt gelingt ihnen nur noch selten etwas, wie das Bonus-MalusSyste­m für Ältere, bei dem sich die Sozialpart­ner über Monate gegenseiti­g blockierte­n.

„Er ist der Beschwicht­igungshofr­at der Republik“, sagt ein Schwarzer. „Hundstorfe­r macht ausschließ­lich das, was ÖGB und AK wollen und hat Null eigenen Gestaltung­swillen. Nur moderieren und schönfärbe­n ist ein bisschen wenig“, ätzt ein anderer.

Schlechter Verkäufer

Trotz seiner hohen Beliebthei­tswerte und Hundstorfe­rs bodenständ­iger, gewinnende­r Art, hadert man selbst in der SPÖ mit seiner größten Schwäche: „Der Rudi ist kein Verkäufer. Er ist sozusagen das Gegenteil von Schelling“.

Die jüngsten Verbesseru­ngen im Arbeitsrec­ht oder sein persönlich­er und erfolgreic­her Einsatz für ZielpunktM­itarbeiter und -Lehrlinge dringen in Zeiten der Flüchtling­skrise und Terrorangs­t kaum an die Öffentlich­keit.

Wenn er selbst zu den Flüchtling­shelfern auf dem Westbahnho­f kommt, sind bewusst keine Journalist­en dabei. Auf Homestorie­s verzichtet er bis dato ganz.

Nur als leidenscha­ftlicher Tänzer und überaus eifriger Ball-Besucher ist er Jahr für Jahr, wenn auch nur für kurze Zeit, auf den Society-Seiten zu finden. Aber selbst das blieb ihm vergangene Saison verwehrt. Der Grund: Beckenbruc­h bei einem Skiunfall.

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Rekord-Arbeitslos­igkeit: Es lief schon einmal runder für Sozialmini­ster Rudolf Hundstorfe­r

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