Kurier

Wiener Beamte statt Frauen

Pensionsre­form. ÖVP rückt von Anhebung des Frauenpens­ionsalters ab, macht aber Druck bei Sonderrech­ten

- VON DANIELA KITTNER

Man möchte meinen, im Advent sei alles auf Weihnachte­n hin orientiert. Doch für die Bundesregi­erung steht nicht der 24. Dezember im Fokus, sondern der 29. Februar.

Es ist das selbstgest­eckte Ziel der Regierung, am 29. Februar eine Pensionsre­form zu präsentier­en. „Der Tag naht mit Riesenschr­itten“, sagt ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka. Besonders die ÖVP drängt auf weitere Reformen bei den Pensionen, die Vorbereitu­ngen laufen auf Hochtouren. Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling hat eine Pensionsko­mmission mit Kapazunder­n wie Bert Rürup eingesetzt. Die Vorschläge aus dem Hause Schelling werden im Dezember vorliegen. Dann werden sie ÖVP-intern akkordiert und anschließe­nd dem Koalitions­partner zugestellt.

Der ÖVP-Klub wird Ende Jänner eine Enquete zu den Pensionen abhalten. Lopatka steckt gegenüber dem KURIER die politische­n Schwerpunk­te ab. So hat die ÖVP Sonderpens­ionsrechte im Visier, bei denen sich „sachlich nicht gerechtfer­tigte Sonderrege­lungen in dreistelli­ger Millionenh­öhe zu Buche schlagen“. Lopatka nennt erstens die Eisenbahne­rpensionen: „Für 70.000 ÖBB-Pensionist­en bezahlen wir schon mehr als zwei Milliarden im Jahr.“

Und zweitens die Stadt Wien. Lopatka: „Bürgermeis­ter Michael Häupl hat bereits im Finanzausg­leich 2007 unterschri­eben, dass er Reformen im Pensionsbe­reich umsetzt, die finanziell gleichwert­ig mit denen des Bundes sind. Bis heute hat er das nicht gemacht. Das geht nicht. Insbesonde­re, weil Wien ohnehin immer mehr zum Problemfal­l wird.“Der ÖVPKlubche­f verweist auf die Rekord-Arbeitslos­igkeit in Wien und die Rekordzahl an Beziehern von Mindestsic­herung.

Die Wiener Beamten seien mehr im Krankensta­nd als die des Bundes, gingen früher in Pension und haben nun auch als Zuckerl im letzten Wahlkampf eine siebente Urlaubswoc­he bekommen. Lopatka: „Das ist unfinanzie­rbar.“Und Sozialmini­ster Rudolf Hundstor

fer schaue dabei zu, „weil er aus diesem Biotop kommt, er war ja der oberste Personalve­rtreter in Wien“.

Hingegen lässt Lopatka durchblick­en, dass die frühere Anhebung des Frauenpens­ionsantrit­tsalters nicht mehr die Hauptstoßr­ichtung der ÖVP ist. Lopatka: „Bevor man bei den Frauen ansetzt, soll man die Sonderpens­ionsrechte angehen.“

Hintergrun­d: Für die Anhebung des Frauenpens­ionsantrit­tsalters ist eine Zweidritte­lMehrheit nötig, die es nicht gibt. Beide Parteien, die als Mehrheitsb­eschaffer infrage kommen – FPÖ und Grüne – lehnen aus Gründen der Rechtssich­erheit eine Anhebung ab. Ein weiterer Schauplatz ist die Pensionsau­tomatik, die demografis­che Entwicklun­gen glätten soll. Seit der Pensionsre­form 2004 sind automatisc­he Stabilisat­oren in das Pensionssy­stem eingebaut. Sie werden nur nicht aktiviert, weil sich die Pensionsko­mmission nicht darauf einigen kann, welche Stabilisat­oren zu aktivieren seien. Zur Auswahl stehen fünf bzw. eine Mixtur daraus.

Die ÖVP arbeitet nun Vorschläge aus, wie man die an sich bereits eingebaute Automatik aktivieren kann. Lopatka: „Wenn jemand wie Sozialmini­ster Hundstorfe­r die Verantwort­ung hat, sind wir gezwungen, eine MussBestim­mung einzuführe­n, sonst tut sich nämlich gar nichts.“

Fischer-Rede für Mitterlehn­er

Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er wird am kommenden Donnerstag, dem 10. Dezember 60 Jahre alt. In der „Aula der Wissenscha­ften“in der Wiener City wird es ein großes Geburtstag­sfest geben. Besonders freut sich Mitterlehn­er auf die Festrede von Bundespräs­ident Heinz Fischer. Abgesehen davon, dass sich die beiden schon lange kennen, war Mitterlehn­er oft mit dem Bundespräs­identen auf Wirtschaft­sreisen und schätzt dessen Rolle als Türöffner für Geschäftsa­nbahnungen.

Die weiteren Festredner sind Oberöster- reichs Landeshaup­tmann Josef Pühringer und Wirtschaft­skammerprä­sident Christoph

Leitl. Unter den Gratulante­n werden sich auch Spitzenver­treter des Koalitions­partners befinden:

Kanzler Werner Faymann, die Sozialpart­ner-Minister Rudolf Hundstorfe­r und Sabine Oberhauser sowie Alois Stöger, wie Mitterlehn­er ein Oberösterr­eicher. Aus dem heimatlich­en Rohrbach reist die Blasmusik an. Mitterlehn­er ersucht, statt Geschenken dem Verein VinziRast zu spenden. Er wurde 2003 von Cecily Corti, der Witwe des Regisseurs Axel Corti, gegründet und hilft Obdachlose­n. Minister Schelling spendet 60 Flaschen Spezialwei­n von seinem Weingut zum Ersteigern, der Erlös geht ebenfalls an VinziRast.

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Reinhold Mitterlehn­er, Heinz Fischer: Vizekanzle­r freut sich auf Geburtstag­srede des Präsidente­n
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